Gebote

Eine allgemeine Beschreibung des Begriffs, aber auch im Kontext der bekanntesten religiösen Gebote: der abendländischen „10 Gebote“, der „5 Säulen des Islam“ und „Die fünf Silas“ sowie die „Vier Edlen Wahrheiten“ des Buddhas.


Synonyme

Imperativ, moralisches Gesetz, Sittenregel, Verhaltenskodex, Maßregel, Verfügung, Auftrag, Order, Bestimmung, Dekret, Erfordernis, Notwendigkeit, Pflicht
Fremdwörter: Diktum, Injunktion, Edikt, Exigenz
Wissenschaft: Postulat
Philosophie: kategorischer Imperativ

Englisch: commandments, law of humanity/reason, rules (Regeln)


Wortherkunft

Aus germanisch „-buda“ = „gebieten, bieten“; aus althochdeutsch (um 800) „gibot“ = „Befehl, Erlass“; später mittelhochdeutsch „gebot“ = „Auftrag, Ladung zum Erscheinen, Verbot“.

Quelle: DWDS.de (hier: leicht revidiert und gekürzt)


Definition

Hier ein wohlgemeinter Vorschlag der Redaktion:

Gebote sind übergeordnete moralische Regeln, die eine (Werte-)Gemeinschaft festgeschrieben sowie proklamiert hat, nach denen diese Gemeinschaft lebt und auch über ihre Mitglieder (und teilweise auch Nichtmitglieder) urteilt und in Folge maßregelt.

Gebote sind in demokratischen Staaten nicht juristisch reglementiert, sondern haben i.d.R. die Gesetzesstruktur – entsprechend den rechtlichen Zielsetzungen dieser Gebote – konstruktiv beeinflusst.

Gebote sind meist religiösen Ursprungs und verwandt mit den sogenannten Tugenden (oder auch Kardinaltugenden), welche eher der Philosophie oder der philosophischen Theologie zuzuordnen sind.

Im Folgenden führen wir die wichtigsten Gebote auf, die unsere Kultur nachhaltig geprägt haben und bis heute weltweite Beachtung finden.


Die 10 Gebote

„Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.“ …

  1. Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“
  2. Gebot: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“
  3. Gebot: Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.“
  4. Gebot: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.“
    (Anm.: Sabbattag = Sonntag)
  5. Gebot: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.“
  6. Gebot: „Du sollst nicht töten!“
    (Anm.: korrekt übersetzt müsstest heißen „morden“)
  7. Gebot: „Du sollst nicht ehebrechen!“
  8. Gebot: „Du sollst nicht stehlen!“
  9. Gebot: „Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“
  10. Gebot: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel, noch alles, was dein Nächster hat.“

Quelle: http://www.amazing-discoveries.org

Dies ist der älteste bekannte Text in deutscher Sprache. Vereinfacht wird er im sog. „Katholischen Katechismus“ sowie leicht verändert im Evangelischen Katechismus propagiert.


Die Gebote des Koran

Im Koran wird zwar auf die 10 Gebote verwiesen, welche Moses schriftlich von Gott persönlich erhalten haben soll, aber es gibt keine vergleichbare Liste wie in der Bibel. Durch den Koran ziehen sich verstreut jedoch viele Gebote und Verbote.

Anmerkung: Es kursieren im Internet zahlreiche Listen mit den angeblichen „10 Gebote des Islam“, die sich auf den Koran berufen; gesicherte Belege über Herkunft und Stichhaltigkeit konnten jedoch nicht gefunden werden.

Die 5 Säulen des Islams

Im Islam (arabisch: Hingabe [an Gott]) stehen eher Rituale im Vordergrund, welche auf zahlreiche Gebote des Korans hinweisen; insbesondere in den sog. 5 Säulen des Islams:

  1. Das Glaubensbekenntnis: „La ilaha illa Allah, Muhammadur rasuulu Allah“ muss mit Überzeugung gesagt werden. Dieser Ausspruch bedeutet „Es ist kein wahrer Gott außer Gott (Allah), und Muhammad ist der Gesandte (Prophet) Gottes.”
  2. Das Gebet: Muslime verrichten fünf (kurze) Gebete am Tag.
  3. Zakat geben (Unterstützung der Bedürftigen): Alle Dinge gehören Gott und der Reichtum ist den Menschen nur anvertraut; Zakat = „Reinigung und Wachstum“.
  4. Fasten im Monat Ramadhan: Jedes Jahr fasten Muslime im neunten Monat des islamischen Kalenders von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
  5. Pilgerfahrt nach Makkah (Mekka): Die jährliche Pilgerfahrt (Hağğ) ist einmal im Leben Pflicht für alle, die körperlich und finanziell dazu in der Lage sind.

Die Gebote des Buddhismus

Im Buddhismus gibt es keine imperativen Gebote, sondern sogenannte Wege zur Erleuchtung, die mit Geboten versehen sind, welche eher als Empfehlung anzusehen sind – so z.B.

  • die fünf Gebote (Silas),
  • die „Vier Edlen Wahrheiten“ des Buddha – und
  • die 37 erforderlichen Dinge zur Erleuchtung (Bodhipakkhiyadhamma).

Die fünf Silas

Nach Buddhas Worten im Tipitaka:

  1. „Die erste Regel: Nicht töten. Kein Leben eines fühlenden Wesens zerstören. Allen Lebewesen ist der Tod Leiden. Wer diese Regel beachtet, nährt sein Mitgefühl und sein Verständnis.
  2. Die zweite Regel: Nicht stehlen. Was uns nicht gegeben wird, sollen wir nicht nehmen.
  3. Die dritte Regel: Keine sexuellen Verfehlungen, keine Beziehungen, die Leiden für andere oder sich selbst verursachen.
  4. Die vierte Regel ist die, keine Unwahrheit zu sagen. Benutzt keine Worte, die die Wahrheit verdrehen oder die Hass oder Zwietracht säen. Verbreitet keine Nachrichten, von denen ihr nicht sicher wisst, dass sie stimmen.
  5. Die fünfte Regel ist die, keine berauschenden Stoffe zu sich zu nehmen. Wer berauscht ist, wird schnell alle anderen Regeln brechen.

Wenn ihr diese Regeln befolgt, werdet ihr Leiden und Zwietracht vermeiden und fremdes und eigenes Glück vervielfältigen.“

Die „Vier Edlen Wahrheiten“ des Buddha

  1. Es gibt Leid (im Leben); das Leben ist frustrierend, unvollkommen
    (Pali: Dukkha).
  2. Es gibt eine Ursache für Leid. Dies ist die grundlegende Unwissenheit (über die wahre Natur der Dinge – dass diese im Bezug auf Ihre Existenz leer sind – leer von einer eigenen Essenz). (Dieses Leid entsteht durch Begierde, Durst, Sich-Anklammern, Egoismus)
    (Samudaya).
  3. Es ist möglich, sich von Leid zu befreien. Es gibt ein Ende von Leid.
    (Nirodha).
  4. Es gibt einen (von Buddha gegebenen) Weg und Mittel das Leid zu beenden. Ein Weg dazu wird gezeigt im sogenannten Achtfachen Pfad zum rechten Leben
    (Magga).

Edler achtfacher Pfad

Der edle achtfache Pfad, oder auch „achtgliedriger Pfad“ genannt, wird von buddhistischen Schulen als substanzieller gemeinsamer Lehrinhalt angesehen. Er ist die vierte (Magga) der „Vier edlen Wahrheiten“ von Buddha (Siddhartha Gautama) und stellt eine Anleitung zum Erreichen der Erlösung (Nirwana) dar.
Der edle achtfache Pfad ist in drei Bereiche eingeteilt und wurde insbesondere durch die 22. Lehrrede Buddhas im „Pali-Kanon“ überliefert.

Anmerkung: Wir haben die recherchierten Übersetzungen (insbesondere das unstimmige Wort „rechte“) im wertesystemischen Sinne angepasst sowie beispielhaft passende Werte oder wertesystemisch wichtige Begriffe hinzugefügt.

Weisheitselbstlose Erkenntnis / Einsicht
= Altruismus, Bescheidenheit, Weitsicht
großzügige Gesinnung / Absicht
= Haltung, Großzügigkeit, Gelassenheit
Sittlichkeitliebvolle Rede
= Höflichkeit, Redlichkeit, Freundlichkeit, Ehrlichkeit
anständiges Handeln
= Anstand, Beharrlichkeit, Fairness, Integrität
heilsamer Lebenswandel / Beruf
= Loyalität, Humor, inspirierend, motivierend, Hilfsbereitschaft, Interesse
Vertiefungwürdigendes Streben
= Würde, Zielstrebigkeit, Anmut, Authentizität
präsente Achtsamkeit / stimmiges Überdenken
= Achtsamkeit, Klugheit, Weitsicht
konzentrisches Sich-Versenken (einspitziger Geist)
= Interesse, Aufmerksamkeit, Präsenz, Geduld

Links und Literatur

Die 10 Gebote: Original und Fälschung. Ursprung und Bedeutung des ältesten Verhaltenskodexes der Welt

https://www.amazing-discoveries.org/artikel/bibel-und-glaube/die-10-gebote-original-und-faelschung/
(2. Mai 2012), Titel des Artikels: „Die 10 Gebote: Original und Fälschung“ von Erhard Müller (Pastor im Ruhestand).

Informationen zum Islam

Informationen zum Buddhismus


Letzte Bearbeitung am 12.04.2022 (kleine Korrekturen am 26.05.2022 und 28.08.2023)

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