Wortformen: Person, personalisieren, persönlich, personifiziert
Synonyme
Eigentümlichkeit, Wesensart, Erscheinung, Individualität, Personalismus (Philosophie), Autorität, Großkopferter (bayrisch, österreichisch)
Englisch: personality, personage, identity (Identität)
Wortherkunft
Person: „Mensch“ (als Individuum, als lebendes Wesen, als Träger bestimmter Eigenschaften), aus mittelhochdeutsch „persōn(e)“, eine Entlehnung aus gleichbedeutend lateinisch „persōna“ = „(ursprünglich) Maske des Schauspielers, die (maskierte) Rolle, die Person im Drama“.
persönlich: „die Einzelperson betreffend, ihr eigentümlich, ihrer Eigenart entsprechend, vertraulich, nur für eine gewisse Person bestimmt, beleidigend“.
Persönlichkeit: aus spätmittelhochdeutsch „persōnlīcheit“ = „Gesamtheit der Eigenschaften eines Menschen, Mensch mit ausgeprägter individueller Eigenart, bedeutender Mensch“.
Definition
- Ausgebildete Merkmale eines Menschen, die im jeweiligen kulturellen Kontext einer individuellen Person zugeschrieben werden.
- Deutlich ausgeprägte, sichtbare Merkmale einer Person, die sie zu etwas „besonderem“ macht.
- Ein Mensch, der eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft spielt und dafür geschätzt wird.
Wertesystemische Definition
Die Summe bzw. das Produkt aller mehr oder weniger wahrnehmbaren Erscheinungsmerkmale einer Person (aus lateinisch „personare“* = „hindurchtönen“).
* vgl. den sozialpsychologischen Begriff „Persona“ (auch “Maske”) bei C. G. Jung
Beschreibung
Persönlichkeit selbst stellt keinen Wert dar, sondern beinhaltet verschiedene individuelle Werte, die gemeinsam ein persönliches Wertesystem ergeben. Persönlichkeit beschreibt insbesondere die Individualität eines Menschen (Identität), aber auch ihre Wesensmerkmale, die oft mit Tugenden (Sozialwerte) und selbstbestimmten Wertvorstellungen (Entfaltungswerte) verbunden werden.
Eine Persönlichkeit besteht, je nach kultureller Prägung, in Grundzügen aus folgenden – mehr oder weniger ausgeprägten – Aspekten:
- sichtbare Charakterzüge
- Tugenden (tugendhafte Vorstellungen und Verhalten)
- Werte (ausgeprägte Wertvorstellungen)
- gelerntes Wissen
- Meinungen und Vorurteile (Geisteshaltung)
- extrinsisch motivierte Neigungen
- Bildungsniveau (gesellschaftlich akzeptiert)
- Verhaltensweisen (bewusste und unbewusste)
- Vorbildlichkeit
- etc
Die sogenannten Persönlichkeitsrechte können als „Würde“ bezeichnet werden. Der Begriff Würde stellt einen konkreten Wert dar, der in der Philosophie als „freie sittliche Bestimmung des eigenen Selbst“ definiert wird (seit „Immanuel Kant (1724-1804)“.
Die Herausbildung der Persönlichkeit ist ein Teil von Bildung (Persönlichkeitsentfaltung) und wurde insbesondere bereits von Wilhelm von Humboldt (1767–1835) in diesem Sinne beschrieben.
In der Psychologie wird der Begriff „Persönlichkeitsstörung“ vielschichtig genannt und diskutiert, welcher heute vornehmlich als „Dissoziative Identitätsstörung“ bezeichnet.
Entgegen dem Charakter, welcher seit Geburt an existiert, wird die Persönlichkeit erst später geformt.
Der Begründer der analytischen Psychologie Carl Gustav Jung (1875–1961) postulierte, dass die „Persona“ eine nach außen hin gezeigte Einstellung eines Menschen bezeichnet, welche seiner sozialen Anpassung dient und (nur) manchmal auch mit seinem Selbstbild identisch ist.
Persönlichkeitstests
In der „Psychologische Diagnostik“ werden sogenannte Persönlichkeitsmerkmale untersucht und bestimmt. Anhand von Persönlichkeitstests werden bestimmte, systemisch relevante Merkmale und Charaktereigenschaften in Kategorien zusammengefasst. Einige Testmethoden filtern dadurch die positiven Eigenschaften heraus. Andere Tests zeigen positive und negative Persönlichkeitsmerkmale auf. Die korrekte Aussagekraft dieser Test ist bedenklich, da sie in fast allen Fällen auf der Selbstwahrnehmung der Person aufbaut.
Insbesondere in der Personalpsychologie werden Persönlichkeitstests (und deren Kategorisierung in „Typen“) für die Personalauswahl im sogenannten „Assessment Center“ genutzt.
Abgrenzung zu Charakter
Wertesystemisch betrachtet ist die Persönlichkeit nicht die eigentliche, wahre Identität eines Menschen, die im Wesentlichen durch den „Charakter“ bestimmt werden sollte, welcher von Geburt an existiert.
Hinweis: Siehe hierzu auch den Artikel das „Münzen-Prinzip“ unter: https://werteland.com/enzyklopaedie/muenzen-prinzip, in dem beschrieben wird, dass eine Münze aus einem unveränderlichen Material (Charakter) und einer veränderbaren Prägung (Persönlichkeit) besteht.
Zitate
„Unter den Menschen gibt es viel mehr Kopien als Originale.“
Pablo Picasso (1881–1973)
„Ein Merkmal großer Menschen ist, dass sie an andere weit geringere Anforderungen stellen als an sich selbst.“
Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916)
„Nur Persönlichkeiten bewegen die Welt, niemals Prinzipien.“
Oscar Wilde (1854–1900)
„Es gibt eine Menge Menschen, aber noch viel mehr Gesichter, denn jeder hat mehrere.“
Rainer Maria Rilke (1875–1926); aus „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ (Erstes Bändchen, Insel-Verlag, Leipzig 1918, S. 5)
„Die Persona ist, wie ihr Name sagt, nur eine Maske der Kollektivpsyche, eine Maske, die Individualität vortäuscht, die andere und einen selber glauben macht, man sei individuell, während es doch nur eine gespielte Rolle ist, in der die Kollektivpsyche spricht. […] Sie ist ein Kompromiss zwischen Individuum und Sozietät über das, als was einer erscheint“
C. G. Jung (1875–1961)
Letzte Bearbeitung am 16.07.2023
Autor: Frank H. Sauer