Ein Individuum und eine Kultur pflegen ihre Werte durch Rituale.
Insbesondere Lebensgemeinschaften prägen Werte und geben sie weiter. Daraus entstehen kollektive Rituale und individuelle Verhaltensweisen zum Schutz oder zur Weiterentwicklung der jeweiligen Gruppe und/oder Sub-Gruppe.
Eines der wichtigsten Rituale im wertesystemischen Sinne ist regelmäßiges und konstruktives Feedback.
Synonyme
Geste, Brauch, Etikette, Protokoll, Sitte, Förmlichkeit, Gewohnheit, Konvention, Übung, Zeremonie, Ritus, festlicher Akt, feierliche Handlung, Ordnung, Kult, Vorschrift
Verb: zelebrieren
Definition
Ein Ritual (von lateinisch „ritualis“ = „den Ritus betreffend, rituell“) ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt. Sie wird häufig von bestimmten „Wortformeln“ und bekannten Gesten begleitet und kann religiöser oder weltlicher Art sein (z. B. Gottesdienst, Begrüßung, Hochzeit, Begräbnis, Aufnahmefeier usw.). Ein festgelegtes Zeremoniell (Ordnung) von Ritualen oder rituellen Handlungen bezeichnet man als Ritus.
Beschreibung
Anmerkung: Diese Beschreibung bezieht sich vorwiegend auf das Ausleben von individuellen Wertvorstellungen innerhalb von Wertegemeinschaften und einer Unternehmenskultur.
Gemeinschaften oder Organisationen, welche gemeinsame Werte besitzen, pflegen bewusst oder auch unbewusst Rituale. Diese werden entweder überliefert oder situativ integriert – je nach kulturellen Wertmaßstäben und Vorgaben.
Vor allem der deutsche Schriftsteller und Aufklärer Adolph Freiherr Knigge (16.10.1752 bis 06.05.1796) hat in seinem Werk „Über den Umgang mit Menschen (1788)“ die Etikette hervorgehoben und bis heute gültige Umgangsformen etabliert.
Kulturelle Werte implizieren bestimmte Denkmodelle und Geisteshaltungen, die bestimmte Verhaltensweisen benötigen, um diese Werte (Wertvorstellungen) zum Ausdruck zu bringen.
Im Laufe der Zeit entstehen Rituale, die mehr oder weniger gepflegt werden.
Rituale sorgen (psychologisch) für ein großes Werte-Verständnis und fördern somit nachhaltig den Fortbestand der kulturellen Werte.
Sollten also bestimmte Werte „gelebt“ werden, ist es notwendig, dies auch durch Rituale auszudrücken.
Die klassischen und bekannten Rituale sind beispielsweise:
- Beten, Meditieren,
- Begrüßen (Händeschütteln, Umarmen, Verneigen, den Hut ziehen bzw. lüften),
- situationsbedingtes angemessenes Einkleiden,
- Hochzeitstorte und „Ja-Wort“ beim Heiraten,
- sich Zuprosten beim geselligen Umtrunk,
- obligatorische Gratulation und Übermittlung von Wünschen bei Geburtstagen etc.
Ähnliches kann man aber auch bei bestimmten individuellen (persönlichen) oder gemeinsamen Werten (Wichtigkeiten) feststellen, was ebenso als Rituale bezeichnet werden kann, welche gefeiert, genossen, gelebt und/oder zelebriert werden können:
- Alltäglicher morgendlicher Kaffeegenuss
- Regelmäßig gemeinsames Essen in gleicher oder ähnlicher Runde
- Wöchentliches Meeting mit wiederkehrender Agenda
- Der Chef macht seinen turnusmäßigen Rundgang und begrüßt die Mitarbeiter freundlich und interessiert
- Feierlicher Spieleabend mit der Familie
- Einrichten und turnusmäßiges Nutzen eines Refugiums (persönlicher Rückzugsort) zum ungestörten, kreativen Arbeiten
- Weihnachtsfeiern in Firmen
- Mit seiner Liebsten/seinem Liebsten ausgehen (besonders wertvoll, wenn dafür sonst wenig Zeit ist)
- Abends seinem Kind eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen
- Feierliche Ansprachen vom Chef am Jahresende
- Alltägliches Feierabend-Bierchen
- Nach dem Duschen oder Frühstücken seine Wünsche und Ideen aufschreiben
- Jeden Abend seine Erfolge bzw. Highlights des Tages niederschreiben
- Wöchentliche Datensicherung mit dem Gefühl von Sicherheit
- Abendliche Nachrichten hören/sehen (Anmerkung: meist nicht besonders wertvoll)
- Monatlicher Waldspaziergang im Team – und vieles mehr
Mit derartigen, kreativen Ritualen (der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt) kann man das Glück und viel Lebensqualität quasi trainieren. Denn: Training in bestimmten Disziplinen (konkrete Leistungsziele), sind bestimmte, sich wiederholende Rituale, um Wertschöpfung so zu generieren, sodass ein Rhythmus entsteht und ein gewünschtes Ziel erreicht werden kann.
Es ist somit sinnvoll, für die wirklich wichtigen Dinge und Werte (insbesondere die Grundwerte) Rituale für sich selbst und seine Gemeinschaft(en) zu erfinden, zu etablieren und zu pflegen. Erst dadurch entsteht ein nachhaltig wertvolles Leben, das „leicht gelingt“.
Sollten sich Umstände, Ziele oder Wertvorstellungen ändern, so werden die „alten“ Rituale durch neue ausgetauscht oder angepasst. In manchen Fällen kann ein unbewusst verankertes (konditioniertes) Ritual im Rahmen eines Wertewandels als hinderlich, befremdlich oder den Wandel verhindernd wirken.
Letzte Bearbeitung am 10.05.2021