Charakter

Wortformen: charakterlich, charakterisieren, charakteristisch, Charakteristik, Charakteristikum

Synonyme

Individuum, Wesenheit, Veranlagung, Temperament, Naturell, Typ, Eigentümlichkeit, Spezifikum, Wesenszug, Eigenheit, Duktus, Gemüt, Individualität, Archetypus, Mentalität

Ähnlich: Persönlichkeit, Person, Profil, Format

Englisch: character, nature (Wesensart)

Wortherkunft

Aus mittelhochdeutsch „karacter“ = „Buchstabe, Zauberschrift, Merkmal“, von lateinisch „charactēr“ und griechisch „charaktḗr“ = „Werkzeug zum Graben, Gravieren, eingeritzter Buchstabe, körperliche und sprachliche Eigenart, Merkmal“; erst später mit französischem Einfluss von „caractère“ (18. Jh.) zur heutigen Bedeutung: „Gesamtheit der Wesenszüge, Eigenart eines Menschen oder einer Sache“.

Definition Charakter

Archetypische Wesensmerkmale (Neigungen, Talente, Attribute), die in einem Menschen originär veranlagt sind.

Anmerkung: Nicht zu verwechseln mit der Persönlichkeit, die sich erst im Laufe seiner Konditionierung aus- und einprägt.

Beschreibung

Bei der Geburt eines Menschen sind bestimmte Merkmale, welche als archetypisch betrachtet werden können, bereits in ihm verankert. Diese spezifischen Charakteristiken – von angeborenen Neigungen und Talenten bis hin zu einzigartigen Attributen – sind nicht erlernt, sondern Teil der genetischen Ausstattung, mit der ein Mensch auf die Welt kommt. Sie bilden den Grundstein seines Seins und bestimmen viele Aspekte seiner zukünftigen Entwicklung.

Man kann die Summe dieser Eigenschaften als das eigentliche SELBST bezeichnen. Es ist mit bestimmten Attributen und Verhaltensweisen ausgestattet, die man – wenn es grundsätzlich konstruktivistisch bewertet würde – ausnahmslos als Talente bezeichnen könnte.

Einige Attribute besitzen viele Menschen, andere Attribute findet man nur bei wenigen. Die Summe dieser Merkmale ergibt einen individuellen Mix von Eigenschaften, die man in grundsätzliche Kategorien einteilen kann: „Die archetypischen Charakter“ (spezifische „Urform“).

Dieses Thema wurde innerhalb vieler Fachdisziplinen unterschiedlich diskutiert. Beispielsweise hat sich in unserem Kulturkreis der Schweizer Psychiater C. G. Jung (1875–1961) damit intensiv beschäftigt. Er bezeichnete Archetypen als universell vorhandene Strukturen in der Seele aller Menschen, unabhängig von ihrer Geschichte und Kultur. Diese Strukturen können sich im Einzelnen und in der jeweiligen Gesellschaft unterschiedlich verwirklichen. Auch entdeckte er, dass in Träumen moderner Personen mit bestimmten „archetypischen Motiven“ unterschiedliches Wissen aus der Alchemie auftrat, obwohl diese Personen nachweislich keinerlei Kenntnisse der Alchemie hatten („Mysterium Coniunctionis; 1956“).

Gemäß dieser Erkenntnisse fassen wir hier wie folgt zusammen:

Jeder Mensch besitzt unabhängig von seiner Herkunft und Kultur bestimmte Wesensmerkmale, die aus unbewusstem Wissen (Daten, Informationen, Bilder, Symbole) bestehen, aus dem sich spezifische Interessen und Neigungen sowie Talente (Potentiale) ergeben. Es ist daher sinnvoll, dass vernunftbegabte Eltern, diese Wesensmerkmale fördern, statt sie zu unterdrücken, auch wenn sie auf Anhieb teils merkwürdig und nicht immer als sinnvoll angesehen werden können.

* merkwürdig = würdig, bemerkt zu werden.

Diese charakteristischen Eigenschaften fließen in die Entwicklung späterer Wertvorstellungen ein und können häufig in einer psychisch belastenden Weise den konditionierten Persönlichkeitsmerkmalen gegenüberstehen, welche das Ergebnis von Erziehung, Tugendförderung und extrinsischen Motivationen sind.

Authentizität entsteht, wenn sich die Persönlichkeitsmerkmale auf die Charaktereigenschaften beziehen.

In der Naturphilosophie versteht man unter dem Charakter eines Menschen auch dessen Temperament samt seiner urtypischen, spezifischen Verhaltensgewohnheiten.

Abgrenzung zu Persönlichkeit

Diese angeborenen Charakteristika dürfen nicht als Persönlichkeitsmerkmal verstanden werden, da sich die Persönlichkeit eines Menschen erst im Laufe des Lebens bildet und geprägt wird. Sie ist das Produkt von zahlreichen Erfahrungen und Einflüssen, von sozialer und kultureller Konditionierung sowie Umweltinteraktionen.

Während die archetypischen, charakterlichen Merkmale auch den biologischen Ausgangspunkt eines Individuums darstellen, ist die Persönlichkeit das Ergebnis eines ständigen dynamischen Prozesses, einer stetigen Wechselwirkung zwischen dem Individuum und seiner Umwelt, und spiegelt bestenfalls in manifester Kombination mit seinem Charakter die Einzigartigkeit seiner Biographie wider.

Hinweis: Siehe hierzu auch den Artikel das „Münzen-Prinzip“ unter: https://werteland.com/enzyklopaedie/muenzen-prinzip, in dem symbolisch* beschrieben wird, dass eine Münze (Mensch) aus einem unveränderlichen Material (Charakter) und einer jederzeit veränderbaren Prägung (Persönlichkeit) besteht.

* Siehe auch den Artikel „Symbole“

Zitate

„Man muß jeden Menschen wirklich als Menschen nehmen und darum seiner Eigenart entsprechend behandeln.“

C. G. Jung (1875–1961)

„Charakter ohne Bildung ist besser, als Bildung ohne Charakter.“

Julius Langbehn (1851–1907); aus „Rembrandt als Erzieher“ (1892, Seite 182)

„„Der Charakter eines Menschen ist sein Schicksal.“

Heraklit (um 520 – 460 v. Chr.)

„Charakter ist wie ein Baum und der Ruf wie sein Schatten. Der Schatten ist das, was wir denken, der Baum ist die eigentliche Sache.“

Abraham Lincoln (1809–1865)

„Der Charakter ist das, was du bist, wenn niemand zuschaut.“

John Wooden (1910–2010)

„Kindisch ist nicht nur, wer zu lange Kind bleibt, sondern auch wer sich von der Kindheit trennt und meint, daß das, was er nicht sieht, nicht mehr existiere.“

C. G. Jung (1875–1961)

„„Es ist nicht der Berg, den wir erobern, sondern uns selbst.“

Sir Edmund Hillary (1919–2008)

„Charakter kann schnell ein vollständiger Ersatz für Mangel an Intelligenz sein.“

Arthur Schopenhauer (1788–1860)

„Charakter ist ein Diamant, der durch Reibung seinen Glanz erhält.“

Thomas Carlyle (1795–1881)

„Man kann den Charakter eines Menschen an den Dingen erkennen, über die er sich aufregt.“

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)

Authentizität ist der Spiegel, in dem Persönlichkeit und Charakter sich einander erkennen.“

Frank H. Sauer (geb. 1964)

„Dein Charakter definiert deine Wirklichkeit. Nicht umgekehrt.“

Verfasser unbekannt

Verweise

Siehe den Artikel „Charaktermarke

Letzte Bearbeitung am 01.06.2023
Kleine Korrekturen am 15.08.2023
Verweise hinzugefügt am 09.04.2024

Autor: Frank H. Sauer

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