Normen versus Werte: der Unterschied zwischen einem Wert und einer Norm
Im allgemeinen Sprachgebrauch und Verständnis sind Werte auch Normen; oder besser: Werte sind normativ (maßgebend, richtungsweisend, bindend, obligatorisch). Jedoch gibt es definitionsgemäß erhebliche Unterschiede.
Werte (im Sinne von Wertvorstellungen) sind eher soziokulturell[1] geprägt. Eine Norm bestimmt ein obligatorisches bzw. gefordertes Maß und wird meist auf Dinge oder den Körper von Individuen angewendet.
Da der Begriff Wert ebenso im Bereich des reinen physischen Maßnehmens verwendet wird, sprechen wir bei soziokulturellen Werten auch von „Werte“ (Mehrzahl) oder Wertvorstellungen, um die unterschiedlichen Bedeutungen abzugrenzen.
So ist der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) ein normierter physischer Wert, der aus Körpergröße und Körpergewicht ermittelt wird; demgegenüber sind beispielsweise Ästhetik, Harmonie, Gelassenheit und Gesundheit soziokulturelle Wertvorstellungen.
In der Philosophie nennt man eine Norm auch „Axiom[2]“ (lat.); einen Wert nennt man auch „Axia“ (lat.); die Lehre der Werte ist die „Axiologie“ (lat.).
Wortherkunft „Norm“
Aus mittelhochdeutsch „norme“ = „Regel, Vorbild“; entlehnt aus lateinisch „nōrma“ = „Winkelmaß, Richtschnur, Regel, Vorschrift“.
Was ist eine Norm? Beispiele:
Normen finden wir in folgenden Bereichen:
- im Rechtswesen (Rechtsnormen)
- in der Wirtschaft und Industrie (z.B. DIN oder ISO)
- in der Technik und Verfahrenstechnik
- in der Wissenschaft
- bei Druckerei-Erzeugnissen (z.B. Abmaße und Layout-Maße einer Drucksache)
- im Sport (z.B. Voraussetzung zur Teilnahme an bestimmten Wettkämpfen oder Wettbewerben)
- bei Beschaffenheit von Größe (auch Durchschnitt), Qualität –
- vom Arbeitgeber eingeforderte Arbeitsleistung des Arbeitnehmers (z.B. Anwesenheitszeiten, Produktivleistungen)
- vom Arbeitnehmer eingeforderte Rahmenbedingungen beim Arbeitgeber (z.B. Ergonomie des Arbeitsplatzes)
- in der Soziologie (verbindliche Regel für das Zusammenleben von Menschen, als obligatorischer Teilbereich von kulturellen Wertesystemen)
Im übertragenen Sinne ist ein „Zertifikat“ oder ein „Zeugnis“ die Bestätigung für normierte Fähigkeiten, Fertigkeiten und/oder Eigenschaften.
[1] soziokulturell: soziale und kulturelle Aspekte von gesellschaftlichen Gruppen, welche wertesystemisch aufgestellt sind.
[2] Axiom: unbestrittener Grundsatz, Naturgesetz.
Letzte Bearbeitung am 15.05.2018