Synonyme
Ethische Gesinnung, Gesittung, Tugendhaftigkeit, Bildung (Gelehrtheit, Weisheit), Zivilisation, Kultiviertheit, Ausdrucksstil, Anstand, Geschmack, Veredelung, Vervollkommnung
Ähnlich: Kolonie, Kult
Abgeschwächt: Lebensart, Lebensstil, Lebenswandel, Daseinsform
Landwirtschaft: Bebauung, Bestellung, Anpflanzung, Aufzucht, Anbau
Fachwörter: Sublimierung (Psychologie)
Einleitung
„Kultur“ ist ein oft verwendeter Begriff, der meist oberflächlich und ohne Wissen über dessen konkrete, spezifische Bedeutung im jeweiligen Kontext gebraucht wird. Sogar in akademischen, intellektuellen Kreisen wird der Begriff Kultur fälschlicherweise vorwiegend mit Kunst vertauscht. Dabei ist die Kunst nur einer von vielen Aspekten der menschlichen Kultur – wenn auch ein ausdrucksstarker.
Zunächst führen wir hier die wichtigsten Definitionen auf:
Bedeutungsübersicht im „Duden“
- a. Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung
b. Gesamtheit der von einer bestimmten Gemeinschaft auf einem bestimmten Gebiet während einer bestimmten Epoche geschaffenen, charakteristischen geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen - a. Verfeinerung, Kultiviertheit einer menschlichen Betätigung, Äußerung, Hervorbringung
b. Kultiviertheit einer Person - a. (Landwirtschaft, Gartenbau) das Kultivieren des Bodens
b. (Landwirtschaft, Gartenbau) das Kultivieren - (Landwirtschaft, Gartenbau, Forstwirtschaft) auf größeren Flächen kultivierte junge Pflanzen
- (Biologie, Medizin) auf geeigneten Nährböden in besonderen Gefäßen gezüchtete Gesamtheit von Mikroorganismen oder Gewebszellen
Quelle: https://www.duden.de/node/851965/revisions/1678130/view, abgerufen am 11.04.2018.
Wortherkunft
Von lateinisch „cultura“ = „Bearbeitung, Pflege, Ackerbau“; von „colere“ = „pflegen, verehren, den Acker bestellen“
Definition Dietrich Schwanitz
“Eine Kultur – das ist nicht zuletzt der gemeinsame Schatz von Geschichten, der eine Gesellschaft zusammenhält. Dazu gehören auch die Erzählungen von den eigenen Ursprüngen, also die Biographie (Lebensbeschreibung) einer Gesellschaft, die ihr sagt, wer sie ist.”
Auszug aus dem Buch „Bildung – Alles, was man wissen muss“ (Seite 39); Einleitung zum Kapitel „Die Geschichte Europas; zwei Kulturen, zwei Völker, zwei Texte“. Dietrich Schwanitz; ISBN: 3-442-15147-3 (Goldmann-Verlag).
Bedeutung im Wertekontext
Eine Kultur ist eine relativ selbstbestimmte Gemeinschaft von Individuen, die einem Zweck (animalisch) oder einer Mission (humanistisch) dient. Das Ziel jeder Kultur ist, sich zu einem zweckbestimmten und höheren gemeinschaftlichen Selbst zu entfalten bzw. weiterzuentwickeln. Dies drückt sich dadurch aus, dass die Mehrzahl der Individuen, für sich selbst sinnvolle sowie für das Kollektiv wertvolle Weiterentwicklungen anstreben, welche maximale Lebensqualitäten (gelebte sowie erlebte Werte) erzeugen.
Neben den tradierten Werten drückt sich eine kulturell geprägte Gemeinschaft auch über Themen des Zeitgeistes aus. Hierbei wird in Bezug auf die eigene Herkunft und Tradition zu aktuellen Veränderungen und Herausforderungen Stellung bezogen.
Die meisten Kulturen – insbesondere nationale Gemeinschaften – beinhalten sogenannte Subkultuen, welche innerhalb der übergeordneten Kultur ihre individuellen Werte, Geschichten und Identitäten pflegen.
Der Begriff Kultur wird im Allgemeinen als Ausdruck für ein anständiges oder höfliches (kultiviertes, manierliches) Benehmen (in Form eines Suffixes) verwendet: Esskultur, Sprachkultur, Heilkultur, Wohnkultur etc. Der „Kulturbeutel“ bezieht sich auf die Pflege des menschlichen Körpers. Auf gleiche Weise wird das Wort Kultur in spezifischen Fällen gesellschaftspolitisch verwendet: Willkommenskultur, Leitkultur, interkulturell, Unternehmenskultur, Organisationskultur, Firmenkultur etc.
Zitate
„Kultur ist der letzte Zweck der Natur.“
Immanuel Kant (1724 – 1804)
“Die Kultur hängt von der Kochkunst ab.”
Oscar Wilde (1854 – 1900)
“Kultur, verstanden als Lebensweise, ist vielleicht die glaubwürdigste Politik.”
Richard von Weizsäcker (1920 – 2015)
“Um eine Kultur zu schaffen, genügt es nicht, mit dem Lineal auf die Finger zu klopfen.”
Albert Camus (1913 – 1960)
“Wahre menschliche Kultur gibt es erst, wenn nicht nur Menschenfresserei, sondern jede Art des Fleischgenusses als Kannibalismus gilt.”
Wilhelm Busch (1832 – 1908)
“Wo das Bewusstsein schwindet, dass jeder Mensch uns als Mensch etwas angeht, kommen Kultur und Ethik ins Wanken.”
Albert Schweitzer (1875 – 1965); aus “Verfall und Wiederaufbau der Kultur”
„Mit Politik kann man keine Kultur machen, aber vielleicht mit Kultur Politik.“
Theodor Heuss (1884 – 1963), aus der Rede „Kräfte und Grenzen der Kulturpolitik“, gehalten 1951 als Bundespräsident
Letzte Bearbeitung am 17.01.2019