Generation

Was ist eine Generation? Mit wertesystemischer Betrachtung in Bezug auf Generationengerechtigkeit und Generationskonflikte.

Etymologie

Substantivbildung aus dem Verb „generieren“ = „erzeugen, produzieren“, entlehnt (16. Jh.) aus lateinisch „generāre“ = „(er)zeugen, erschaffen, hervorbringen“, abgeleitet von lateinisch „genus“ (Genitiv generis) = „Abstammung, Geschlecht, Familie“. „Generation“ = „Menschenalter, Gesamtheit der Menschen einer Altersstufe“, entlehnt (ebenfalls 16. Jh.) aus lateinisch „generātio (Genitiv generātiōnis)“ = „Zeugung, Zeugungskraft“, spätlateinisch (in der Vulgata) „Nachkommenschaft“.

Definitionen

  1. Epochal: Die Lebenszeit eines Menschen umfassender Zeitraum (Menschenalter)
  2. Allgemein: Geschlechterfolge, bei der zwischen Großeltern, Eltern, Kinder, Enkel unterschieden werden.
  3. Soziologie: Gesamtheit der Menschen ungefähr gleicher Altersstufe (mit ähnlicher sozialer Orientierung und Lebensauffassung)

Beschreibung(en)

Der Begriff “Generation” kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden:

Epochal: Hier bezeichnet “Generation” die gesamte Lebensspanne eines Menschen, oft auch als “Menschenalter” bezeichnet. Dieser zeitgeschichtliche Ansatz betont den zeitlichen Rahmen, der das Leben einer Person oder eines Individuums umfasst. Deswegen spielt dieser “Generationswechsel” auch in der Genetik eine große Rolle.

Allgemein: In diesem Kontext versteht man unter “Generation” die Abfolge von Geschlechtern innerhalb einer Familie, wobei zwischen Großeltern, Eltern, Kindern und Enkeln unterschieden wird. Diese Definition hebt die genealogische Sequenz und die familiäre Abstammung hervor.

Soziologisch: In der Soziologie beschreibt “Generation” die Gesamtheit der Menschen einer ähnlichen Altersgruppe, die durch vergleichbare soziale Orientierungen und Lebensauffassungen geprägt sind. Diese Perspektive betont gemeinsame Erfahrungen und Werte, die eine Alterskohorte teilen.

Betrachtung in der Soziologie

In der soziologischen Betrachtung bezeichnet der Begriff “Generation” eine Kohorte von Menschen, die in einem ähnlichen Zeitraum geboren wurden und durch gemeinsame historische, kulturelle und soziale Erfahrungen geprägt sind. Diese gemeinsamen Prägungen beeinflussen ihre Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Bezeichnungen für diese Generationen etabliert, um ihre charakteristischen Merkmale zu beschreiben.

Hier die aktuellen und bekanntesten Einteilungen:

Babyboomer (ca. 1946–1964)

Diese Generation erlebte den wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie wuchs in einer Zeit des Wohlstands und der Stabilität auf, was zu einem starken Bevölkerungswachstum führte – dem sogenannten “Babyboom”. Typisch für die Babyboomer ist eine hohe Arbeitsmoral, Loyalität gegenüber Arbeitgebern und ein starkes Streben nach materiellen Erfolgen. Sie legten großen Wert auf traditionelle Werte und sahen Arbeit oft als zentralen Lebensinhalt.

Generation X (ca. 1965–1980)

Diese Generation wuchs in einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels auf, geprägt von steigenden Scheidungsraten und wirtschaftlichen Unsicherheiten. Als “Schlüssel­kinder” mussten sie früh lernen, unabhängig zu sein. Sie gelten als pragmatisch, legen Wert auf Work-Life-Balance und sind gegenüber Autoritäten oft skeptisch eingestellt.

Technologische Entwicklungen wie der Aufstieg des Personal Computers prägten ihre Jugend.

Generation Y oder Millennials (ca. 1981–1996)

Aufgewachsen im digitalen Zeitalter, sind sie mit Internet und Mobiltechnologie vertraut. Sie streben nach Selbstverwirklichung, schätzen Teamarbeit und legen Wert auf Sinnhaftigkeit in ihrer Arbeit. Flexibilität und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sind ihnen wichtig. Ereignisse wie die Terroranschläge vom 11. September 2001 und die Finanzkrise 2008 beeinflussten ihre Sicht auf die Welt.

Der Buchstabe Y wird englisch „Why“ = „Warum?“ ausgesprochen, was auf das charakteristische Fragen der Generation Y verweist. 

Generation Z (ca. 1997–2012)

Diese Generation ist vollständig in der digitalen Welt aufgewachsen. Soziale Medien sind integraler Bestandteil ihres Lebens. Sie sind technikaffin, schätzen Authentizität und setzen sich für soziale Gerechtigkeit sowie Umweltschutz ein.

In der Arbeitswelt suchen sie nach Stabilität, aber auch nach Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung.

Generation Alpha (ab 2013)

Die jüngste Generation wächst mit fortschrittlichen Technologien wie künstlicher Intelligenz und virtueller Realität auf. Ihre Welt ist von Digitalisierung und globaler Vernetzung geprägt.

Es bleibt abzuwarten, wie diese Einflüsse ihre Werte und Verhaltensweisen formen werden.

Kritik an soziologischen Einteilungen

Obwohl die vorgenannten Generationenbegriffe einen Rahmen bieten, um gesellschaftliche Veränderungen und die Entwicklung von Werten und Einstellungen im Laufe der Zeit zu analysieren, werden diese Pauschalisierungen zunehmend kritisiert. Die Kategorisierungen sind generalisierend und vernachlässigen individuelle Unterschiede innerhalb der Generationen. Zudem gibt es Kritik an der starren Einteilung, da sie komplexe soziale Phänomene vereinfacht und deswegen die Vielfalt innerhalb einer Alterskohorte kaum widerspiegelt.

Wertesystemische Betrachtung

Dass die o. a. Generationen unterschiedliche Werte haben ist ein Narrativ, dass seit Jahren verbreitet wird. Unsere generationsübergreifenden Werteumfragen konnten das nicht bestätigen, sondern eher das Gegenteil. Was bei dieser pauschalen Betrachtung vergessen wird, sind

  1. die Unterscheide zwischen Charakter (Archetyp) und Persönlichkeit (Konditionierung),
  2. unterschiedliche (auch politische) Erziehung und Vorbilder,
  3. unterschiedliches Umfeld und
  4. unterschiedliche soziale Erfahrungen.

Verweise und Medieninhalte

Ob Babyboomer oder Gen Z: Hat jede Generation tatsächlich ihre eigenen Werte?

Deutschlandfunk | Hinrichs, Dörte | 05. April 2024, 10:08 Uhr (71:18 Minuten)

Spannende Diskussion darüber, welche Werte die verschiedenen Generationen haben (könnten) sowie ob es sowas wie pauschal kategorisierte Generationen überhaupt gibt. Inklusive Einblicke in die jüngsten Langzeitstudien.

Zum Audio (Podcast) – inklusive Transkription des gesamten Textes >>

Die Übermacht der Alten

“WissenHoch2” auf 3sat | mit Gerd Scobel und Gäste | 06. Februar 2025 (58 Minuten)

Eine spannende und aufklärerische Diskussion zwischen vier professionell informierten Protagonisten.

Thema “Generationenkonflikt”: Horrende Mieten, kaum Rente, Klimanotstand: Die junge Generation ist frustriert wegen der Hinterlassenschaft der Alten. Und sie müssen noch für üppige Renten und Pflege der Alten aufkommen. Und so stellen die Jungen zu Recht die Gerechtigkeitsfrage. Der Generationenvertrag gerät ins Wanken: Die Jungen zweifeln an einem System, das ihnen selbst keine Sicherheit mehr bietet. Und damit steht das ganze Sozialsystem auf der Kippe.

Alternde Gesellschaft: Der Konflikt zwischen den Generationen ist nicht neu, aber scheint eine neue Dimension erreicht zu haben. Unsere alternde Gesellschaft, sich wandelnde Werte und unterschiedliche Lebensrealitäten führen zu Spannungen, die unser Zusammenleben vor große Herausforderungen stellen. Warum geraten Gen Z und Boomer so häufig aneinander? Wie prägen historische, wirtschaftliche und kulturelle Dynamiken den Generationenkonflikt? Welche Auswirkungen hat der demografische Wandel auf Wirtschaft und Sozialsysteme? Und wie könnte ein gerechter und zukunftsfähiger Generationenvertrag aussehen?

Gäste

Silvia Pernice-Warnke ist Professorin für Öffentliches Recht an der Philipps-Universität Marburg. Sie forscht u.a. zum Demographischen Wandel, altersgruppenbezogener Partizipation und Generationengerechtigkeit, hier insbesondere im Hinblick auf Klimaschutz, soziale Sicherungssysteme und Staatsverschuldung.

Sebastian Klüsener ist Forschungsdirektor des Bereichs “Alterung, Mortalität und Bevölkerungsdynamik“ am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB). Er untersucht Ursachen und Folgen des demografischen Wandels und erforscht welche Möglichkeiten existieren, die aktuelle Lebensqualität in Zukunft zu erhalten.

Jörg Tremmel ist außerplanmäßiger Professor am Institut für Politikwissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen, sowie Geschäftsführer der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen. Tremmel forscht zu Generationengerechtigkeit und Nachhaltigkeit in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

https://www.3sat.de/wissen/scobel/scobel—die-uebermacht-der-alten-100.html


Letzte Bearbeitung am 06.02.2025

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