Muße

Siehe auch den Wert „Ruhe

Wortformen: müßig

WELEX - Werte-Lexikon

Synonyme

Freizeit (freie Zeit), Ruhe, Besinnlichkeit, Beschaulichkeit, Erholung, Entspannung, Mußestunde, (süßes) Nichtstun, Stille, Ruhepause, Müßiggang
Ähnlich: Gemütlichkeit, Gelassenheit, Seelenruhe, Leichtigkeit, Achtsamkeit, Besonnenheit, (aktive) Langsamkeit, (mentale) Freiheit
Fremdwörter: Otium, Dolcefarniente

Englisch: leisure (Freizeit, Gemütlichkeit), idleness (Müßiggang), ease (Leichtigkeit)


Herkunft

Das nur im deutschen und niederländischen nachweisbare althochdeutsche Wort „muoʒa“ (um 800) sowie mittelhochdeutsch „muoʒe“ = „freie Zeit zu etwas, Bequemlichkeit, Untätigkeit“ gehört etymologisch zum Modalverb „müssen“ und bezeichnet eigentlich einen „Zustand, der einem die Möglichkeit bietet, etwas zu tun“. Der Begriff „müssen“ stammt vermutlich aus germanisch „mōtan“ = „Raum haben, können, dürfen, vermögen“, und das althochdeutsche „muoʒa“ (auch „muoza“) aus germanisch „mōtō“ = „Muße, Gelegenheit“.

Trivia: Der germanische Begriff „*skōla“ = „Schule“ bedeutet ursprünglich „Ort der Muße“ und griechisch „scholḗ“ = „gelehrige Unterhaltung, Muße, Rast und Vortrag“.


Definition

Beschauliche freie Zeit der behaglichen Entspannung und Besinnung.


Beschreibung

Muße ist ein Begriff, der ein Gefühl von Freizeit, Entspannung und Beschäftigung ohne Zwang oder Notwendigkeit beschreibt. Es bezeichnet eine Zeit, in der man sich Dingen widmet, die Freude bereiten, oder auch einfach eine Zeit der Ruhe und des Innehaltens.

Muße ist in vielen Lebensbereichen nützlich und kann folgende vorteilhafte Effekte bereitstellen:

  • Persönliche Entwicklung: In Zeiten der Muße können Menschen kreativ sein, nachdenken, lesen, lernen oder einfach entspannen. Dies kann zu neuen Erkenntnissen, Ideen und zur Selbstreflexion führen.
  • Gesundheit und Wohlbefinden: Kontinuierlicher Stress ohne Erholungsphasen kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen. Muße bietet die Gelegenheit zur Erholung und Energie zu tanken.
  • Gesellschaftlicher Wert: In einer Gesellschaft, in der Produktivität, ständige Beschäftigung und das „Funktionierenmüssen“ oft überbewertet werden, stellt die Muße einen wichtigen Gegenpol dar. Sie erinnert daran, dass nicht alle Aktivitäten messbaren wirtschaftlichen Wert haben müssen und dass Wohlstand auch in der Fähigkeit besteht, das Leben jenseits der Arbeit zu genießen.
  • Kreativität: Viele Künstler, Philosophen und Denker betonen die Bedeutung von Muße für den kreativen Prozess. Es ist mehrfach belegt, dass die besten Ideen in Momenten der Ruhe und Entspannung entstehen.
  • Tieferes Verständnis und Reflexion: Muße ermöglicht es, das Leben in einem ruhigeren, reflektierteren Tempo zu erleben, wodurch ein tieferes Verständnis für sich selbst, das eigene Umfeld und die Welt möglich wird.
  • Verbindung mit der Natur: Zeiten der Muße ermöglichen es, sich mit der Natur zu verbinden, was zu einem Gefühl des Einklangs und der Harmonie führen kann.

Muße ist demnach nicht nur ein banaler angenehmer Zustand, sondern bietet viele Vorteile für das individuelle und gesellschaftliche Wohlbefinden. Sie wird in unserer hektischen modernen Welt oft übersehen, ist aber von großem Wert.


Zitate

„Muße, nicht Arbeit, ist das Ziel des Menschen.“

Oscar Wilde (1854–1900), aus „Der Sozialismus und die Seele des Menschen“

„Einen Tag ungestört in Muße zu verleben heißt, einen Tag lang ein Unsterblicher zu sein.“

Aus China

„Niemals bin ich weniger müßig als in meinen Mußestunden und niemals weniger einsam, als wenn ich allein bin.“

Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. Chr.)

„Wer keine Muße kennt, lebt nicht.“

Aus Sizilien

„Müßiggang, du heiliges Kleinod, einziges Fragment der Gottähnlichkeit, das uns noch aus dem Paradiese blieb.“

Friedrich Schlegel (1772–1829)

„Die größten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.“

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844–1900)

„Der Mensch braucht Stunden, wo er sich sammelt und in sich hineinlebt.“

Albert Schweitzer (1875–1965)

„Ein solcher innerlich Reicher bedarf von außen nichts weiter, als eines negativen Geschenks, nämlich freier Muße, um seine geistigen Fähigkeiten ausbilden und entwickeln und seinen inneren Reichtum genießen zu können, also eigentlich nur der Erlaubnis, sein ganzes Leben hindurch, jeden Tag und jede Stunde ganz er selbst sein zu dürfen.“

Arthur Schopenhauer (1788–1860)

„Rennt dem scheuen Glücke nach! – Freunde, rennt euch alt und schwach! – Ich nehm‘ Teil an eurer Müh: – Die Natur gebietet sie. – Ich, damit ich auch was tu, – Seh‘ euch in dem Lehnstuhl zu.“

Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781)

In den Medien

Davidoff Grand Cru Toro und „chillen“ mit Aristoteles, Seneca und Nietzsche

Veröffentlicht vom YouTube-Kanal „Daniel Beuthner“ am 24.05.2021

Kann eine Zigarre einen Stammbaum haben? Und „Faulheit“ auch? Und wenn Müßiggang gar nicht „aller Laster Anfang“ wäre, sondern vielmehr ein Fragment aus dem Paradies? Vielleicht ist dann gerade in unserer schnelllebigen Zeit das Rezept „Mehr Muße – weniger Hektik“ ein heilsamer Weg durch das Chaos der Welt. Die „Großen Gewächse“ aus der Wein- und Tabakwelt machen es uns vor: Ohne Zeit und Ruhe werden sie niemals zu dem reifen, was uns Götterfunken aus Elysium zu schenken vermag. Ob die hier getestete Zigarre diesem Anspruch gerecht wird?

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ulrich Schnabel – „Muße. Vom Glück des Nichtstuns“

Veröffentlicht vom YouTube-Kanal „Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH“ am 13.12.2010

Haben Sie heute schon Däumchen gedreht und an die Wand gestarrt? Und dabei an nichts Bestimmtes gedacht? Falls nicht, so holen Sie es bitte bald nach. Für Gewissensbisse gibt es keinerlei Grund. Denn: Muße ist zur bedrohten Ressource geworden. Die Beschleunigungsgesellschaft mit ihrem Arbeitsdruck und dem Zwang zur permanenten Kommunikation lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Dabei haben Gehirnforscher und Psychologen längst herausgefunden, wie wichtig Phasen absichtslosen Nichtstuns sind. Sie fördern nicht nur die Regeneration und stärken das Gedächtnis, sondern sind auch die Voraussetzung für Einfallsreichtum und Kreativität. Große Ideen brauchen vor allem eines: Zeit und Muße. Isaac Newton kam der zündende Einfall zu seiner Gravitationstheorie im Garten, als er versonnen einen Apfel betrachtete. Descartes philosophierte am besten im Bett. Doch von solch kreativen Auszeiten können die meisten heute nur träumen. Ulrich Schnabel beschreibt die Ursachen der allgemeinen Zeitnot, zeigt uns, wo wir auch heute noch Inseln der Muße finden können, und bietet eine Fülle von konkreten Anregungen und Tipps für alle, die dem permanenten Drang zur Beschleunigung widerstehen wollen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


Literatur

Muße: Vom Glück des Nichtstuns

Von Ulrich Schnabel (Autor), 26. März 2012

Ein Plädoyer für das Nichtstun: Muße ist zur bedrohten Ressource geworden. Die Beschleunigungsgesellschaft mit ihrem Arbeitsdruck und dem Zwang zur permanenten Kommunikation lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Dabei haben Hirnforscher und Psychologen längst herausgefunden, wie wichtig Phasen absichtslosen Nichtstuns sind. Sie fördern nicht nur die Regeneration und stärken das Gedächtnis, sondern sind auch die Voraussetzung für Kreativität. Ulrich Schnabel zeigt uns, wo wir auch heute noch Inseln der Muße finden können und bietet Anregungen für alle, die dem permanenten Drang zur Beschleunigung widerstehen wollen.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von ws-eu.amazon-adsystem.com zu laden.

Inhalt laden

Lob des Müßiggangs

Taschenbuch – 18. April 2019 von Bertrand Russell (Autor), Elisabeth Fischer-Wernecke (Übersetzer)

Ein brillantes Plädoyer für geistige Unabhängigkeit: Hier finden sich scharfsinnige, amüsante Betrachtungen zu vielfältigen Themen, die zusammen ein augenöffnendes Plädoyer gegen jeglichen Dogmatismus und für geistige Unvoreingenommenheit bilden.

Die Themen reichen von den sozialen Aspekten der Architektur über die Kritik an Kommunismus, Faschismus, Kapitalismus bis zu Betrachtungen über das Verhältnis von Menschen und Insekten: temperamentvolle, geistreiche, witzige Glossen, Analysen und Kommentare des berühmten Philosophen und Nobelpreisträgers. Sie wenden sich gegen jegliche dogmatische Einseitigkeit, sind noch immer aktuell und regen zum Nach- und Weiterdenken an.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von ws-eu.amazon-adsystem.com zu laden.

Inhalt laden


Letzte Bearbeitung am 09.10.2023

Autor: Frank H. Sauer

Alle Werte

error: Hinweis:Dieser Inhalt ist geschützt, da er oft ohne nennen der Quelle kopiert und vervielfältigt wurde.