Wortformen: tolerant, tolerieren
Synonyme
Annahme, Billigung, Duldung, Duldsamkeit, Einräumung, Einverständnis, Einwilligung, Gewährung, Hinnehmung, Respekt, Zugeständnis, Absegnung
Steigerung: Akzeptanz
Spezifisch: Spielraum
Englisch: tolerance, toleration (Duldung), permissiveness (Nachgiebigkeit) broad mindedness (Großzügigkeit)
Wortherkunft
Das Verb „tolerieren“ stammt aus dem lateinischen Wort „tolerare“ = „erdulden, ertragen“ (im 16. Jahrhundert entlehnt); das Adjektiv „tolerant“ = „duldsam, nachsichtig, großzügig, großherzig“ wird erst seit dem 18. Jahrhundert verwendet.
Definition
Duldsam gegenüber bestimmten Sachverhalten oder Zuständen.
Beschreibung
Toleranz bezeichnet das „so sein lassen“ der Sichtweisen, Überzeugungen, Handlungen und Sitten von anderen.
Ebenso wird der Begriff zur Beschreibung von Gleichberechtigung verwendet.
Die Steigerung der Toleranz ist die Akzeptanz: Toleranz ist relativ, Akzeptanz ist relativ absolut.
In der Gesellschaft ist Toleranz ein wichtiges Thema und wird z. B. diskutiert in Zusammenhang mit Religiosität, sexuellen Neigungen, kulturellen Unterschieden und prinzipiell Andersdenkenden (Wertesysteme und Wertegemeinschaften).
Im wertesystemischen Kontext ist Toleranz der „Spielraum“, der dem Andersdenkenden, Andersartigen, Fremdartigen etc. gewährt wird. Dieser „Raum“ schafft Potentiale für Verständigungen und Verbindungen. Um diese Form der Toleranz zu gewähren, ist ein bestimmtes Maß an Flexibilität, Optimismus, Besonnenheit und Agilität Voraussetzung.
Zitate
“Tolerant zu sein ist eine wunderbare Eigenschaft – eine besondere Gabe, die uns hilft, anders als die anderen zu sehen, zu hören und zu empfinden. Ein toleranter Mensch besitzt Weisheit und benutzt seine Sinne umsichtig.”
Dr. Mohinder Singh Jus (*1947); Homöopath, Gründer der SHI Homöopathie Schule in der Schweiz und Schriftsteller.
“Ein toleranter Mensch ist offen für alles, was anders ist, ohne sich selbst dabei aufzugeben!”
Gudrun Zydek (*1944); deutsche Schriftstellerin, Lyrikerin und Aphoristikerin.
“Echte Toleranz ist nicht Dulden des Nächsten, sondern Nächstenliebe.”
Dr. Fritz P. Rinnhofer (*1939); Marketing- und Verkaufsmanager sowie Publizist.
“Intoleranz – der Anfang des Krieges. Toleranz – Der Anfang des Friedens.”
Alfred Selacher (*1945); Schweizer Lebenskünstler
“Echte Toleranz ist nicht möglich ohne Liebe.”
Albert Schweitzer (14.01.1875 bis 04.09.1965); deutsch-französischer Arzt, evangelischer Theologe, Organist, Philosoph und Pazifist.
Literatur
“Erklärung von Prinzipien der Toleranz” der UNESCO 1995
Die Erklärung von Prinzipien der Toleranz wurde auf der 28. Generalkonferenz (Paris, 25. Oktober bis 16. November 1995) von den Mitgliedstaaten der UNESCO verabschiedet.
“Toleranz bedeutet Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der Kulturen unserer Welt, unserer Ausdrucksformen und Gestaltungsweisen unseres Menschseins in all ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt. Gefördert wird sie durch Wissen, Offenheit, Kommunikation und durch Freiheit des Denkens, der Gewissensentscheidung und des Glaubens. Toleranz ist Harmonie über Unterschiede hinweg. Sie ist nicht nur moralische Verpflichtung, sondern auch eine politische und rechtliche Notwendigkeit. Toleranz ist eine Tugend, die den Frieden ermöglicht, und trägt dazu bei, den Kult des Krieges durch eine Kultur des Friedens zu überwinden.”
Artikel 1 (Bedeutung von „Toleranz“) der deutschen UNESCO-Kommission; Punkt 1.1.
Die ganze “UNESCO Erklärung von Prinzipien der Toleranz” lesen >>
Letzte Bearbeitung am 07.10.2020; kleine Korrekturen am 14.05.2022
Co-Autor: Florian Sauer