Identität

Wortformen: identisch, identifizieren, Identifizierung, identitär

Synonyme

Echtheit, Nämlichkeit, Eigentümlichkeit, Entität, Charakterisierung, (eigenes) ich, Ichbewusstsein, das Selbst, Subjekt, Selbstübereinstimmung

Fremdwörter: Ego, Proprium

Englisch: identity, character (das Wesen), personality (Persönlichkeit)

Herkunft

Im 18. Jh. entlehnt aus spätlateinisch „identitās“ (Genitiv: „identitātis“) = „Wesenseinheit“; eine Ableitung von lateinisch „idem“ = „ebendasselbe“, das aus dem Neutrum des lateinischen Personalpronomens „id“ mit verstärkendem „-em“ gebildet ist.

Quelle: DWDS: https://www.dwds.de/wb/Identität; abgerufen am 07.10.2023

Definition

Summe der spezifischen, formgebenden und erkennbaren Wesensmerkmale.

Psychologie: erlebte innere Selbst-Einheit.

Beschreibung

Der Begriff Identität wird im psychologischen, sozialen und kulturellen Sinne verwendet.

Identität ist spezifizierend und unterscheidet ein Individuum oder eine Gruppe von anderen. Es geht hierbei um Einzigartigkeit und Besonderheiten. Sie prägt und formt das Wesen oder die Natur eines Individuums oder einer Gruppe.
Eine bewusste Identität kann intrinsisch motivierend wirken.

Identität ist nicht nur intern und subjektiv, sondern hat auch eine äußere Erscheinungsform, die von anderen wahrgenommen und erkannt werden kann.

Für eine authentische Identität ist es wesentlich, dass diesbezüglich die Selbstwahrnehmung und die Fremdwahrnehmung bewusst abgestimmt bzw. in Einklang gebracht werden. Dies gilt für Individuen, für Gruppen und Unternehmen.

Aus soziologischer Sicht entsteht die Identität eines Individuums insbesondere durch Kommunikation und Interaktion mit Mitmenschen*.

Der Begriff findet auch Anwendung in der Pädagogik, Philosophie, Ontologie (Lehre des Seins), Rechtsordnung, Mathematik (z. B. binomische Formeln), Informatik (digitale Identifizierung) und Logik (Arithmetik, Identisch-Zeichen: ≡).

* Vgl. Lothar Krappmann (geb. 1936); „Soziologische Dimension der Identität“ (1993)

Identität und Werte

Werte spielen eine zentrale Rolle bei der Bildung und Manifestierung von Identität, sei es auf individueller, kollektiver oder gesellschaftlicher Ebene. Sie können als fundamentale Überzeugungen oder Prinzipien verstanden werden, die bestimmen, was Individuen oder Gruppen für wünschenswert, richtig oder wichtig halten.

Identität drückt sich durch sinnstiftende Wertvorstellungen aus und sind dabei richtungsweisend und priorisierend. Sie dienen als stabilisierende Ankerpunkte, insbesondere während großer Veränderungen bzw. Zeiten von Wandel oder gar Wertewandel.

Identitätsstiftende Werte werden oft durch Sozialisationsprozesse vermittelt, wie z.B. durch Erziehung, Bildung, Medien oder religiöse Lehren. Sie sind somit auch eng mit kulturellen und gesellschaftlichen Normen verbunden.

Werte sind demnach der integrale Bestandteil von Identität. Sie beeinflussen, wie Menschen sich selbst sehen, wie sie sich in der Welt positionieren und wie sie mit anderen interagieren. Werte formen und werden durch Identität geformt. Beide Konzepte sind in einem dynamischen Wechselspiel miteinander verbunden.

Organisationen und Identität

Organisationen besitzen bzw. entwickeln eigene Identitäten, die definieren, wer sie sind, wie sie wahrgenommen werden und wie sie sich selbst darstellen.
Die „Corporate Identity“ (Unternehmensidentität) betrifft das gesamte Erscheinungsbild eines Unternehmens – von seinem Design über seine Kommunikation bis hin zu seinen Verhaltensweisen. Sie spiegelt die Kultur, Werte und Visionen des Unternehmens wider und hilft, eine einheitliche und erkennbare Marke aufzubauen. Dies wird beispielsweise in einem Leitbild oder sogenannten „Mission Statement“ beschrieben.

Als relativ neue Disziplin konzentriert sich das „Employer Branding“ speziell auf die Reputation des Unternehmens als Arbeitgeber. Ziel ist, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, der potenzielle und bestehende Mitarbeiter anspricht und bindet.

Sowohl Corporate Identity als auch Employer Branding sind entscheidend, um in einem wettbewerbsintensiven Markt hervorzustechen und Vertrauen und Loyalität bei Kunden und Mitarbeitern zu erzeugen.

Verweise

  • Vgl. die Beschreibung von „Charakter“, der – neben der gemeinsam agierenden, jedoch nachrangig relevanten „Persönlichkeit“ identitätsstiftend ist.
  • Buchprojekt: „Identität & Werteorientierung“ (Ersterscheinung voraussichtlich Ende 2024)

Zitate

„Ähnlichkeit ist die Identität der Qualitäten.“

Immanuel Kant (1724–1804)

„Wo die Identifikationen enden, beginnt die wahre Identität.“

Andreas Tenzer (geb. 1954); deutscher Philosoph und Pädagoge

„Sich mit diesem oder jenem zu identifizieren, ist also ein normaler Vorgang. Gefährlich wird es, sobald eine einzige Identität bestimmend wird, sobald man nur noch Muslim ist oder Christ oder Deutscher, Iraner oder meinetwegen Anhänger eines bestimmten Fußballclubs oder eines Popstars. Dann wird aus der pragmatischen Einschränkung, die jede Art von Identifizierung bedeutet, eine reale Verstümmelung der Persönlichkeit.“

Navid Kermani (geb. 1967), deutscher Schriftsteller, Publizist und habilitierter Orientalist

„Keine andere Kultur sägt so intensiv an dem Ast, auf dem sie sich befindet und kein Land hat sich so gründlich von seiner Identität verabschiedet wie Deutschland. Zwar haben wir die reichste Erbengeneration aller Zeiten, jenseits der materiellen Werte sind wir aber bettelarm.“

Peter Hahne (geb. 1952), Interview in der Westfalenpost vom 19.11.2004

„Sprachen sind bei weitem das wichtigste Vehikel kultureller Entfaltung und zugleich das wichtigste Element nationaler – übrigens auch persönlicher – Identität.“

Helmut Schmidt (1918–2015)

„Jeder ist der, dem er nicht entrinnen kann.“

Hans Kudszus (1901–1977)

„Erster Ausgangspunkt muss die Erkenntnis sein, dass jede wirklich pluralistische Gesellschaft ohne eine Leitkultur nicht auskommen kann“.

Bassam Tibi (geb. 1944); Zitat aus „Europa ohne Identität? Die Krise der multikulturellen Gesellschaft“, Seite 189

Letzte Bearbeitung am 07.10.2023

Autor: Frank H. Sauer

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