Erziehung

Hier stellen wir den Themenkomplex „Erziehung“ in Relation mit Werten, da diese untrennbar mit dem sogenannten Erziehen von Kindern und Jugendlichen in Verbindung stehen.

Insbesondere Friedrich Fröbel (1782–1852), Maria Montessori (1870–1952), Rudolf Steiner (1861–1925) und Jesper Juul (1948–2019) haben Erziehung in ein Verhältnis zu Werten gesetzt. Sie gelten als herausragende Pioniere ihrer Zeit, die Erziehung von Kindern mit Menschlichkeit, Autonomie, Harmonie und Selbstentfaltung in Verbindung brachten.

Wortformen, Wortbildungen

erziehen, aufziehen, großziehen, ungezogen, erzogen, Erzieher (17. Jh.)

Synonyme

Ausbildung, Belehrung, Bildung, Drill, Formung, Prägung, Schulung, Unterricht, Unterweisung, Zucht, Edukation, (abwertend) Dressur.

Als Ergebnis: Anstand, Benehmen, Betragen, Kinderstube, Manieren, Schliff, Sitten, Umgangsformen, Benimm.

Englisch: upbringing, education (Ausbildung, Unterweisung), nurture (großziehen, Pflege), breeding (Zucht)

Wortherkunft

Das Verb „erziehen“ geht auf althochdeutsch (8. Jhd.) „irziohan“ = „herausziehen, aufziehen“ zurück und bekam unter dem Vorbild von lateinisch „ēducāre“ = „aufziehen, großziehen, ernähren, erziehen“ die Lehnbedeutung „jemandes Geist und Charakter bilden und seine Entwicklung fördern“.

Definition

Das durch äußere Einflüsse beeinflusste Manipulieren des kindlichen, jugendlichen Heranwachsens, welches meist von damit familiär und formaljuristisch beauftragten Erwachsenen (mehr oder weniger systematisch) durchgeführt wird.

Beschreibung

Maßgeblich wird die Geisteshaltung einer Person durch die Erziehung, das soziologische Umfeld, eigene Erfahrungen, Erfolge und Enttäuschungen geformt. So besitzt jeder Mensch ein eigenes Konstrukt aus Wertvorstellungen: Das, was uns wichtig ist, was wir bereit sind, zu geben, was wir einfordern und vor allem auch das, was uns durch unsere Erziehung (Normierung) sowie unser Umfeld (Konditionierung) beigebracht wurde.

Durch das leider verbreitete „Recht haben wollen“ oder gar das zwanghafte „Recht haben müssen“ wurden Sanktionierungen auch in die Kindeserziehung eingeführt. Auch wenn körperliche Gewalt nur noch selten anzutreffen ist, wird dieses Prinzip durch Verbote oder Entzüge (also psychische Gewalt) weiter praktiziert.

An dieser Stelle verweisen wir gerne auf den Familientherapeuten und unseren Gesinnungsgenossen Jesper Juul, dessen Bücher Lösungen aufzeigen, wie sie in anderem Kontext auch auf dieser Publikation aufgeführt werden.

Grundsätzlich gibt es verschiedene Anschauungen, wie Erziehung vollzogen werden sollte. Der maßgebliche Unterschied liegt den konkreten Wertesystemen des jeweiligen soziokulturellen Umfeldes zugrunde, die entweder

  1. das individuelle Entfalten (persönliche IntegritätTalente, Individualismus, Selbstbestimmung, Kreativität, Autonomie etc.) oder
  2. das Anpassen an gesellschaftliche Erfordernisse (TugendenAnstand, Benimmregeln, Anerkennung, Verbundenheit, Zertifikate, Reputation etc.)

präferieren – bestenfalls beide Aspekte in ausgewogener Form, wobei die o. a. Reihenfolge die optimale wertschätzende Priorisierung darstellt.

Wertesystemische Betrachtung

Die seit seit jeher praktizierte Art der Erziehung formt meist nur die Persönlichkeit (Konditionierung, Normierung, Prägung, Maskierung) und missachtet oft den Charakter (talentiertes Individuum, individueller Archetyp) eines Menschen. Damit die ureigenen Wertvorstellungen sozial entfaltet werden können, ist es daher wichtig, nicht nur auf Tugenden und Normierung zu achten, sondern die charakterlich veranlagten und intrinsisch motivierten Werte zu erkennen und sozial zu fördern.

Zitate

„Wenn es Eltern gelingt, eine Weile zu schweigen, sind es oft die Kinder, die als Erste konstruktive Lösungsvorschläge machen.“
Jean-Jacques Rousseau (1712–1778)

„Erziehung besteht aus zwei Dingen: Beispiel und Liebe.“
Friedrich Fröbel (1782–1852)

„Kindererziehung ist ein Beruf, wo man Zeit zu verlieren verstehen muss, um Zeit zu gewinnen.“
Jean-Jacques Rousseau (1712–1778)

„Laßt uns von unsern Kindern lernen; laßt uns den leisen Mahnungen ihres Lebens, den stillen Forderungen ihres Gemütes Gehör geben! Kommt, lasst uns mit unseren Kindern leben!“
Friedrich Fröbel (1782–1852); aus „Die Menschenerziehung, Hoffmann, E. (Hrsg.): „Fröbel. Ausgewählte Schriften“, Band 2 (1951) S. 56

„Kinder und Uhren dürfen nicht beständig aufgezogen werden. Man muss sie auch gehen lassen.“
Jean Paul (1763–1825)

„Kinder brauchen Liebe – besonders, wenn sie sie nicht verdienen.“
Henry David Thoreau (1817–1862)

„Erziehung: wesentliches Mittel, die Ausnahme zu ruinieren zugunsten der Regel.“
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844–1900)

„In den ersten Lebensjahren eines Kindes bringen ihm die Eltern Gehen und Sprechen bei, in den späteren verlangen sie dann, dass es stillsitzt und den Mund hält.“
Johann Nestroy (1801–1862)

„Die Lösung für die Menschheit liegt in der richtigen Erziehung der Jugend, nicht in der Heilung von Neurotikern.“
Alexander S. Neill (1883–1973)

Literatur

Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen

Gebundene Ausgabe – 30. September 2014 von Jesper Juul (Autor)

Durch zahllose Diskussionen in Medien und Gesellschaft sind viele Eltern verunsichert über den »richtigen« Weg in der Erziehung. Gleichzeitig wirken laute Rufe nach Grenzen und Disziplin als Allheilmittel auf viele von uns rückwärtsgewandt und wenig hilfreich.
Einfühlsam und dicht dran am echten Leben vermittelt Jesper Juul in seinem neuen Ratgeber vier Werte, die tragfähige Säulen für eine gute Entwicklung unserer Kinder wie auch unserer Familie sind: Gleichwürdigkeit, IntegritätAuthentizität und Verantwortung. Unterhaltsam und inspirativ bringt dieses Hörbuch den Kern der Botschaft des Bestsellerautors Jesper Juul auf den Punkt.

Quelle: Beschreibung des Verlages  (April 2019)

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Maria Montessori – Gesammelte Werke: Die Entdeckung des Kindes

Gebundene Ausgabe – 2. März 2010 von Harald Ludwig (Herausgeber), Maria Montessori (Autor)

Dieses Werk Maria Montessoris (1870-1952) hat seinen unbestrittenen Platz in der pädagogischen Weltliteratur. Erstmals erschien es vor 100 Jahren 1909. Es berichtete über eine neue Pädagogik, die Montessori nach zehnjährigen wissenschaftlichen Vorarbeiten in ihrer 1907 in Rom gegründeten Einrichtung für zwei- bis sechsjährige Kinder entwickelt hatte. Zeitlebens hat Maria Montessori ihre Pädagogik weiterentwickelt und daher ihre Hauptschrift wiederholt neu bearbeitet. Die letzte von ihr besorgte fünfte Auflage erschien 1948. Sie bildet die Grundlage der vorliegenden wissenschaftlich fundierten Werkausgabe. In einen Anhang werden zusätzlich alle wichtigen Texte früherer Auflagen aufgenommen. Lesern dieser Studienausgabe wird damit erstmals ermöglicht, sich ein Bild von den Entwicklungen im Denken der weltberühmten Pädagogin zu machen und neue Facetten und Akzente ihrer Pädagogik zu entdecken.

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Letzte inhaltliche Bearbeitung am 26.04.2023

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