Wording

Auszug aus dem Buch „Lasst uns über Werte reden! Wir Wandel gelingen kann“.

„Die größte Macht hat das richtige Wort zur richtigen Zeit.“

Mark Twain (1835–1910)

Die Worte➚, die wir nutzen, um auszudrücken, was wir denken und rüberbringen wollen, sollten gut gewählt sein. Neben Gestik, Mimik und sichtbarer Haltung haben Worte oft mehr Gewicht und können Kommunikation sinnvoll gestalten.

Aus Kombination von Wortwahl und Haltung entsteht – neben der reinen Sachebene – die Atmosphäre, die für ein Gelingen wichtig ist.

Obwohl Kommunikation die grundsätzliche beabsichtige Bedeutung mit einem bestimmenden (verfügenden) Sinn beinhaltet, verfehlt sie jedoch allzu oft ihre Wirkung, da wir das große Spektrum der Möglichkeiten, von anderslautenden Implikationen übersehen.


Implikation

Dem Gesagten (Gemeinten) steht immer die Interpretation dessen gegenüber. Demnach stellen wir eine Grundthese auf: Was wir senden und meinen wird vom Empfänger selten genau so empfangen und verstanden, wie es für eine optimale Verständigung erforderlich wäre.

Mit ihren eigenen Erwartungen und Wertvorstellungen impliziert eine Person das, was sie wahrnimmt, in

  1. das, was sie gerne hören würde (Eigennutz) und
  2. das, was an ihr Mindset (Vorwissen, Mentalität, Vorurteile, Erwartungen) andocken kann.

In der Kommunikation und Wortwahl ist es also wichtig, dass wir nicht nur auf unsere wohlgemeinte Ausdrucksweise achten, sondern darauf, wie es unser Gegenüber verstehen könnte. Hierbei ist das unmittelbar Verstandene wichtig, aber auch das im Nachgang Wirkende, denn oft kommt es vor, dass nachhaltig ein Raum für weiteres Orakeln, darüber Nachdenken und/oder emotionales Wirken entsteht. Daraus resultieren dann reflektierende Meinungen, Sichtweisen, Interpretationen, die von der ursprünglichen Botschaft abweichen können.

Die hohe Kunst besteht demnach darin, etwas so zu formulieren, dass es unser Gegenüber verstehen kann, auch wenn es nicht unserer eigenen und gewohnten Wortwahl entspricht. Im Sinne von empathischer, zielführender Kommunikation ist dies ein sehr wichtiger Aspekt.


Korrekte Definition von Wörtern

Leider ist durch den gestiegenen kontextlosen Wissenskonsum – besser wäre Datenkonsum oder Informationsflut etc. – unser Gehirn nicht mehr in der Lage, in den von Natur aus gegebenen assoziativen Dimensionen zu denken – was man auch „spinnen“ nennen könnte. Im wahrsten Sinne des Wortes bedeutet Spinnen: Ein synchrones, harmonisches, stabiles Konstrukt, intuitiv und so schnell zu schaffen, dass damit das Überleben als selbstbestimmter Mensch mit möglichst vielen Aspekten von Lebensqualität geschaffen wird.

Heute wird der Begriff „spinnen“ dazu verwendet, um jemanden zu denunzieren: „Du bist ja ein Spinner“. Diese Bewertung ist nicht logisch. Sie ist ein Beispiel, wie Sprache – bzw. ein wichtiger Begriff (=begreifen) – auf destruktive Weise mutiert ist.

Exkurs: Nach dem Dreißigjährigen Krieg erhoffte sich der Pädagoge Johann Amos Comenius (1592-1670) eine friedliche Welt, indem der Mensch systemisch von Kindheit an zu menschlichem Verhalten angeleitet werden soll. Insbesondere das sorgfältige Denken und Sprechen. Man ging davon aus, dass der Mensch grundlegend verroht sei. Der damals verwendete lateinische Begriff „eruditus“ (für „gebildet, aufgeklärt“) bedeutet etymologisch „ent-roht“.
Die Schule sollte hierbei helfen, denn Bildung bedeutete u. a. „Entrohung“.

Weitere Beispiele von mutierten oder oft falsch gedeuteten Wörter sowie deren tatsächlichen (und ursprünglich meist einzigen) Bedeutung:

  • teuer ≈ wertvoll, bemerkenswert ≈ Bewunderung von Aspekten, die wertvoll sind
  • billig akzeptiert (gebilligt), gerechtfertigt ≈ niedrige Erwartung(en)
  • Enttäuschung ≈ ent–täuschen ≈ Beendung einer Täuschung ≈ Klarheit, Wahrheit, Fakten
  • Motiv ≈ aktivierender Beweggrund ≈ psychologischer oder soziologischer Auslöser von bestimmten Wertvorstellungen
  • Kontrolle = besitzt in der deutschen Sprache zwei Bedeutungen, aus englisch „to control“ (steuern, lenken) und aus französisch „contrôle“ (Nachprüfen, Aufsicht), siehe hierzu die Definition von Kontrolle im Wertelexikon: https://www.values-academy.de/kontrolle/

Ich lege hier zugrunde, dass vernünftige Kommunikation unter Menschen ein wertesystemisches Kunstwerk (Spinnerei) ist, das insbesondere aus den Werten „Interesse, Zuneigung, Achtsamkeit, Toleranz und Anerkennung“ besteht – und durch „Wertschätzung, Respekt und Freundlichkeit“ abgerundet (vollendet) wird. Das wäre dann der Bauplan, der leider nur von Menschen mit bestimmten freigeistigen Charaktereigenschaften bzw. Persönlichkeitsmerkmalen verstanden werden kann.

Die Logik des richtigen Wordings folgt einer bestimmten Dialektik, wie sie in der Intuistik beschrieben ist.


Die Macht des Wortes

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. […] das da von Anfang war, das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unsern Augen, das wir beschaut haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens. […] dasselbe war im Anfang bei Gott. […] alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. […] und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht begriffen.“
aus der Bibel (Schöpfungsgeschichte)

So steht es im wohl meistgelesenen Buch der Welt: Die Bibel. Wobei das Wort „Wort“ aus „Logos“ übersetzt ist, das besser ausdrückt, um was es in dieser Aussage geht. Es bedeutet „Wort, Rede, Gehalt, Sinn“ sowie „geistiges Vermögen, Weltvernunft“. Das altgriechische Wort „logos“ wurde wiederum übersetzt aus dem hebräischen „davar“ (Rede, Thema) sowie dem aramäischen „memra“ = „Ursache, der Wirkende“.

So sollen und wollen wir also im wahrsten Sinne des Wortes, Worte verwenden, um Sinn, Gehalt und Vernunft zu transportieren. Worte sind ursächlich und lösen fast immer eine bestimmte Reaktion aus, die nur im besten Fall relativ exakt verstanden werden.

Wer seine Worte kennt, diese mit Bedacht und Vernunft wählt, kann virtuos mit Wertvorstellungen umgehen und diese kontrollieren. Es ist daher angebracht, negative beziehungsweise „destruktive“ Worte bestmöglich auszulassen und durch konstruktive Formulierungen zu ersetzen. Dies ist immer möglich, auch im Sinne von Ehrlichkeit, welche sodann mit würdevollem Umgang kombiniert werden kann.

Anmerkung: Wir sehen, dass das Präferieren von einem einzelnen Wert (hier: Ehrlichkeit), nicht ausreicht, um konstruktive Wertearbeit zu betreiben.


Differenziertes Formulieren

Oder: Pauschalisieren und Verallgemeinern

Bei sehr genauer Beobachtung können wir feststellen, dass fast jeder Mensch Worte und Formulierungen verwendet, die ungenau, falsch und irreführend sind. Dies sorgt für oberflächliche Kommunikation, die weder tieferen Sinn ergibt, noch Klarheit schafft.

Obwohl man diese Betrachtungsweise vielleicht als unnötige Wortklauberei abtun könnte, empfehle ich, mal darauf zu achten, welche subtilen Nebenwirkungen, diese inkorrekten Sprechweisen haben.

Beispielhafte Worte für Pauschalisierung bzw. Generalisierung sind: alle, jemand, niemand, nie, immer etc. – oder auch „die“ Ausländer, Politiker, Medien, Lehrer etc.

Pauschale Aussagen sind nicht nur ungenau, sondern auch manipulativ, da sie verallgemeinern (alles in einen Topf werfen) und im schlimmsten Fall ketzerisch wirken können. Es entsteht partielle Unfairness, Ungerechtigkeit und Unrecht.

Beispiel 1:

Pauschale Aussage: „Die Politiker interessieren sich doch gar nicht für unsere Probleme“.
Konkrete (wirkliche) Aussage: „Ich habe den Eindruck, dass sich Politiker nicht für uns interessieren“.
Noch konkreter: „Da ich mich persönlich nicht angesprochen fühle, habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich Politiker möglicherweise nicht für meine/unsere Probleme interessieren.“

Beispiel 2:

Anmerkung: Hier bauen wir zusätzlich Haltung mit Verantwortung ein.

Pauschale Aussage: „Ich habe es ihm schon 1000 Mal gesagt, aber er hört ja nicht zu.“
Konkrete Aussage: „Ich habe es ihm im Zeitraum von 4 Wochen 4 Mal gesagt, aber scheinbar hört er nicht das, was ich sage oder meine.“
Optimale (wahre) Aussage: „Obwohl ich es ihm bereits 4 Mal auf gleiche Weise mitgeteilt habe, ist es mir nicht gelungen, ihn dazu zu bewegen (motivieren), mir aktiv zuzuhören und das Gesagte und Gemeinte anzunehmen, zu verstehen und umzusetzen. Offensichtlich sollte ich meine Art der Ansprache so ändern, dass ich das gewünschte Ziel erreiche“.
Zielorientierte kurze Aussage (Variante): „Mein Wording ist scheinbar nicht gut genug“.

Intelligenz sollte also auch dafür benutzt werden, Worte bestmöglich exakt und differenzierend zu wählen.


Das verbale Momentum

„Das verbale Momentum ist eine inspirierende Kernaussage die begeistert. Es beinhaltet ein Credo, Leitwerte, ein implizites Leitbild und bestenfalls einen Leitfaden.“
Frank H. Sauer (aus dem CAP-Intuistik-Handbuch am 28.07.2017
)

Ein verbales Momentum ist kurz und prägnant. So kurz, dass es leicht merkbar und beeindruckend ist. Bestenfalls beinhaltet es alles Wichtige, was es zu sagen gibt, und lässt dabei Spielraum für zugeneigte Implikationen.

Jeder Mensch sollte – nachdem er weiß, welche Werte für ihn wichtig sind und seinem Charakter und seinen Intentionen entsprechen – sein persönliches Credo verfassen. Egal wie. Vielleicht in Bildsprache oder mit Musik. Bestenfalls in wohlformulierte Worte gefasst.


Kontext

Diese Devise sei uns gepriesen: Worte sind Zwerge, Beispiele Riesen.“
Otto Sutermeister (27.09.1832 bis 18.08.1901); Schweizer Pädagoge und einer der wichtigsten europäischen Volksmärchensammler

Beim Wording, generell in der Kommunikation, in der Partnerschaft und ganz besonders bei der Mitarbeiterführung ist das Kennen und Abgleichen des Kontextes wichtig. Dies wird oft vergessen und kann Konflikte, Missverständnisse oder sogar gravierende Fehler mit unerwünschten Ergebnissen zur Folge haben.

Sprachwissenschaftliche Definition

Kontext bezeichnet in der Sprachwissenschaft, insbesondere in der Kommunikationstheorie, alle Elemente einer Kommunikationssituation, die das Verständnis einer Äußerung mit bestimmen, also den für die jeweilige Sprechsituation bestehenden „Zusammenhang der Verwendung eines Wortes“.
Quelle: Wikipedia

Beispielhaftes Formulieren

Das Aufführen von kontextfremden oder kontextbezogenen Beispielen oder auch Metaphern, hilf dabei, ein bildhaftes Verständnis zu erzeugen.


Letzte Bearbeitung am 07.12.2021

Autor: Frank H. Sauer

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