Was steuert die zwischenmenschliche Kommunikation?

Es sind Bedürfnisse, Glaubenssätze und im Kern unser Selbstwertempfinden.

Zwischenmenschliche Kommunikation

Menschen sind sozial – manche mehr manche weniger.

Uns alle eint, dass wir soziale Bedürfnisse haben, die wir miteinander erfüllen wollen.

Das Wort „einander“ in all seinen Variationen deutet auf die Verbundenheit der Menschen hin. Wir arbeiten miteinander, geraten zuweilen aneinander, hören aufeinander und sorgen füreinander.

Wir kommunizieren täglich in diversen Kontexten miteinander: In der Familie oder mit Freunden auf der Arbeit oder im urbanen Leben.

Den Rest der Zeit kommunizieren wir durch unsere Gedanken mit uns selbst.

Wir kommunizieren immer auf zwei Ebenen.

Verbal und nonverbal. Mit unserer verbalen Sprache vermitteln wir Inhalte, Fakten, Gedanken. Mit unserer nonverbalen Sprache, der Körperhaltung, Gestik und Mimik vermitteln wie wir etwas meinen, wie wir zum Gegenüber oder zu einem Thema stehen.

Dabei spielt die Betonung eine große Rolle. So kann bspw. der Satz „Wir werden immer zusammenhalten.“, je nach dem welches Wort betont wird, eine andere Bedeutung bekommen.

Die Körpersprache und Betonung entscheiden darüber, was auf der Beziehungsebene vermittelt wird – also was das Gegenüber in dem Moment von mir hält.
Vor allem unsere Gefühle zeigen sich als erste und am stärksten nonverbal:

Stellen Sie sich jemanden vor, der gerade von seinem Jackpot im Lotto erfährt oder wie ein richtig wütendes Kind vor Ihnen steht. Da genügt der Anblick und Sie wissen, die Personen haben gerade starke Gefühle. Aber auch kleine Gefühle zeigen sich in unserer Mimik schneller als wir den Gedanken dazu fassen können.

Nicht zuletzt bringen wir durch unsere Art zu kommunizieren unsere Identität zum Ausdruck. Durch die Art wie wir etwas sagen, welche Worte wir benutzen, wie wir einen Raum betreten, wie wir auf jemanden zugehen, usw. sagt etwas über uns aus.

Der Mensch setzt sich in Beziehung durch Kommunikation.

Dafür bringt jeder seinen Rucksack mit. Darin sind unsere gesamten individuellen Erfahrungen und Prägungen aus unserer Sozialisation und dem gesamten Leben.

Außerdem sind darin unsere Brillen sowie blinden Flecken .. für unsere ganz individuelle Wahrnehmung

Wir können nie genau wissen, was im Gegenüber vorgeht, welche Bilder, Gedanken und Gefühle die Person hat. Daher ist der Satz „Ich weiß, wie du dich fühlst.“ für die meisten Menschen nicht hilfreich.

Nun gibt es einige Kommunikationsmodelle und -methoden, die uns helfen können, uns besser zu verstehen und klarer auszudrücken. Wenn man in die Tiefe schaut, was ihnen zugrunde liegt, kommt man zum Selbstwert.

Alle unseren Erfahrungen und Prägungen formen unseren Selbstwert. Es lässt sich zusammenfassen aus:

Der Wahrnehmung der eigenen Persönlichkeit

Wie sehe ich mich selbst? inkl. Einstellungen und Glaubenssätzen, Schwächen Dem Selbstvertrauen in meine Fähigkeiten und mein Leistungsvermögen Dem integer sein. Ob ich im Einklang mit meinen Wertvorstellungen lebe.

Und nicht zuletzt aus der Qualität sozialer Beziehungen. Ob ich befriedigende Beziehungen führe und meine sozialen Bedürfnisse erfülle.

Ein gesundes Selbstwertempfinden ist verbunden mit der Einstellung „Ich-bin-OK“ und dem Gefühl zu genügen. Es ist mit positiven Gedanken verbunden über sich selbst und die Welt.

Wenn es um den Selbstwert geht, fühlt sich unser inneres Kind angesprochen. Wir tragen alle ein Kind Ich in uns. Genauso wie ein Eltern-Ich, darin liegen Moral, Werte, Einstellungen. Während Sie hier lesen befinden Sie sich wahrscheinlich im Erwachsenen- Ich: erkenntnisorientiert, analytisch, konstruktiv.

Gefühle und Bedürfnisse liegen im Kind ICH. Mit welchen Gefühlen wir wann reagieren, wird in den ersten Lebensjahren durch die Eltern geprägt.

Dabei gibt es drei Formen des inneren Kindes.

  1. frei mit all seinen Gefühlen, sagt zum Beispiel: „Ich will was erleben!“ oder „Das macht mich traurig.“
  2. trotzig: „Lass mich in Ruhe!“ bzw. rebellisch: „Nö, mache ich nicht!“
  3. oder angepasst: „Ich habe mir so viel Mühe gegeben.“ oder „Okay, ich mache mit.“

Das erste Selbstwertempfinden enthält das Kind durch die Resonanz der Eltern auf seine Person und sein Verhalten. Besonders ausschlaggebend ist, wie in den ersten Jahren auf Bedürfnisse und Gefühle reagiert wurde. Waren sie willkommen und konnten sie sogar erfüllt werden?

Oder trafen sie auf Stress, Überforderung und Ablehnung?

Welche Erfahrung macht das Kind, wenn es zwischen wütend und traurig am Weinen ist und weder umarmt werden will, noch allein sein kann. Oder wenn es etwas wagen will und dabei zweifelt und jammernd.

Die Erfahrungen des Kindes prägen den Umgang mit den eigenen Bedürfnissen im Erwachsenenalter, die Beziehungsfähigkeit, den Umgang mit Kritik und die sozialen Kompetenzen im Allgemeinen.

Bedürfnisse liegen im Kind ICH

Kurz zur Erinnerung: Alle Menschen teilen dieselben Grundbedürfnisse. Alles, was Menschen tun, ist ein Versuch, sich Bedürfnisse zu erfüllen.

Unsere Gefühle sind die Anzeiger dafür, ob unsere Bedürfnisse erfüllt sind oder nicht.

Sind Bedürfnisse erfüllt, haben wir angenehme Gefühle. Sind sie unerfüllt, entstehen unangenehme Gefühle. Die wollen wir in der Regel nicht. Dennoch können wir ihnen dankbar sein, weil sie uns darauf hinweisen, was wir gerade brauchen.

Wenn uns eine Person mit unpassenden Worten kritisiert oder sogar angreift, löst das in der Regel unangenehme Gefühle, mindestens Irritation hervor. Hier werden Bedürfnisse wie Verständnis, Verbindung, Respekt und Schutz verletzt.

Wie sehr sind wir verunsichert? Wie persönlich nehmen wir das? Wie gehen wir damit um? Reagieren wir aus dem verletzten Kind ICH, indem wir uns ducken, rechtfertigen oder zum Gegenangriff übergehen?

Ja, es gibt auch Ereignisse und Schicksalsschläge, die Schmerz und Trauer erzeugen. Solche Gefühle müssen wir akzeptieren, auch dass manche Bedürfnisse unerfüllt bleiben.

Wie schaffen wir es mit großen Schicksalsschlägen umzugehen?

Darüber entscheidet unsere Resilienz, also die psychische Widerstandskraft. Sie ist eine Art Indikator für unseren Selbstwert. Psychische Widerstandskraft ist besonders wichtig für Zeiten des Wandels.

Gefühle haben viel mit unseren Bedürfnissen zu tun. Viele Gefühle entstehen aber auch im Zusammenhang mit unserer Wahrnehmung und unseren Glaubenssätzen.

Das heißt, wie wir Verhalten und Situationen bewerten, entscheidet darüber, welche Gefühle in uns entstehen. Diese bestimmen unsere erste Reaktion. Das können wir wenig beeinflussen.

Wir können jedoch unsere Bewertung beobachten, reflektieren und verändern. Wenn wir das tun, verändern wir auch unsere Gefühle, unsere Stimmung.
Es kommt also darauf an, wie wir Verhalten und Situationen bewerten.
➢ Hier liegt unsere Verantwortung für unsere Gefühle und Reaktionen.

Ein achtsamer Umgang mit den eigenen Gefühlen ist ein wesentlicher Bestandteil eines gesunden Selbstwertempfindens. Nur so können wir unsere Bedürfnisse identifizieren und empathisch mit uns selbst und anderen Lebewesen umgehen.

Der Selbstwert ist nicht statisch!

Manche Menschen hadern generell ein bisschen mit ihrem Selbstwert, sie fühlen sich zum Beispiel regelmäßig nervös und unsicher. Bei anderen gibt es Bereiche, in denen (noch) Unsicherheit herrscht.

Es gibt auch vorübergehende, herausfordernde Situation und Lebensphasen, die denen das Selbstwertempfinden fragil ist. Zum Beispiel der Eintritt in die Schule, Arbeitslosigkeit oder Trennung. Je nachdem, wie stark der Selbstwert ist, kann daraus eine Lern-Erfahrung oder eine Unglücks-Erfahrung werden.

Ein geringer Selbstwert geht auf Verletzungen des inneren Kindes zurück. Viele dieser Erfahrungen löste ein Ich-bin-nicht-OK-Gefühl aus, das sich bis ins Erwachsenenalter halten kann.

Einige erwachsene Menschen kompensieren den Selbstzweifel, das Gefühl nicht zu genügen, mit viel Arbeit und Leistung und Perfektionismus, andere mit gutem Aussehen. Es gibt dann eine so hohe Identifikation mit äußerlichem Erfolg, dass der geringe SW überschattet wird.

Dabei ist ein gesundes Selbstwertempfinden im Erwachsenenalter unabhängig von Leistung, sozialer Anerkennung oder Aussehen.

Es ist viel mehr davon abhängig, wie wir über uns selbst denken. Welche Annahmen & Überzeugungen wir in uns tragen.
Glaubenssätze steuern unser Denken und Fühlen. Denn was wir oft genug hören, glauben wir selbst. Unsere ersten Glaubenssätze erhalten wir als `for free Programmierung ́ von unseren Eltern. Das Kind will etwas, die Eltern modifizieren das Verhalten und programmieren das Gewissen. -> Werte, Moral, Glaubenssätze, geistige Haltung sind elterliche Aufzeichnungen.

Glaubenssätze sind dann negativ, wenn sie ursprünglich mit einem Ich-bin-nicht-OK / ich- bin-nicht-genug-Gefühl entstanden sind. Bleiben sie unreflektiert, können sie als unbewusste Denk- und Verhaltensmuster unser Leben einschränken. Annahmen wie: Ich bin langsam., Ich bin schüchtern., Ich bin zu alt., … können einen Menschen sehr ausbremsen.

Eltern formen durch ihre Art der (verbalen und nonverbalen) Kommunikation die Glaubenssätze ihrer Kinder – also was und wie sie über sich selbst denken.

Kinder, die oft mit dem Ich-bin-nicht-OK-Gefühl konfrontiert waren, hören als Erwachsene übermäßig auf dem Beziehungs- und Appellohr. D.h. sie nehmen Äußerungen schneller persönlich und machen sich viele Gedanken darüber, was ihr Gegenüber erwartet.

Glaubenssätze sind Programmierungen und daher veränderbar!

Anerkennung und Wertschätzung sind zwei wichtige Grundbedürfnisse und bedeutend für ein gesundes Selbstwertempfinden. Sehr viel von dem, was wir Kinder und Erwachsene wollen und tun, tun wir, um unseren Selbstwert zu bestätigen.

Ein Kind will gefallen! Denken Sie an den ersten Schultag eines Kindes, ich habe noch keines erlebt, was mit der Grundeinstellung kommt: „Mir ist egal, ob mich andere mögen oder nicht“. Auch Erwachsene wollen gefallen, denken Sie an ein erstes Date oder ein Vorstellungsgespräch.

Was brauchen Menschen und ihre inneren Kinder für das gesunde Selbstwertempfinden? Streicheleinheiten! Anerkennung und Wertschätzung sind wie Streicheleinheiten. Ein kleines Kind erhält zunächst überwiegend körperliches Streicheln. Erwachsene werden im übertragenen Sinne gestreichelt … durch Aufmerksamkeit, wertschätzende Worte, ein Lächeln, durch empathisches Zuhören …

Es gibt positive und negative Streicheleinheiten. Auch negative geben der Person Anerkennung, weil das den Organismus am Leben erhält – immer noch besser als gar keine Aufmerksamkeit.

Ein positives Selbstbild entwickelt sich durch kleine, mittlere und große persönliche Erfolge. Sie stärken und erweitern das Selbstvertrauen und wiederum das Selbstwertempfinden. Schon ein kleines positives Feedback, eine Resonanz wie ein Lächeln oder ein Nicken kann den Selbstwert schmeicheln und stärken.

Das Entscheidende für erfolgreiche und verbindende Kommunikation ist die Kommunikation mit uns selbst. Denn wenn ich z.B. auf destruktive Weise zu mir selbst spreche und eigene Erfolge geringschätze, … wie kann ich einen anderen Menschen motivieren? Mit welchen Brillen gehe ich durchs Leben?

In der Kommunikation mit uns selbst sollten wir uns regelmäßig fragen:
Worauf achte ich im Moment? Welche Gedanken lenken meine Aufmerksamkeit?

Was fühle ich? Wie habe ich wahr-genommen und bewertet? Wo liegt mein Beitrag zu der Situation?

Es geht um TOLERANZ. Dazu gehört die Bewältigung von Ungewissheiten. Als eine zentrale soziale Kompetenz.

ACHTSAMKEIT gegenüber eigenen Gedanken, Bewertungen und Reaktionen und die REFLEXION dieser.

Kennen Sie die Geschichte von Momo? Sie konnte schöpferisch zuhören, so dass Ratlose oder Unentschlossene ganz genau wussten, was sie wollten. So dass Schüchterne sich plötzliche frei und mutig fühlten, oder Unglückliche und Bedrückte wieder froh wurden.

Es wäre gut eine eigene Momo zu haben, die unseren inneren Stimmen so zuhört wie die kleine Momo aus Michael Endes Geschichte.

ZUSAMMENFASSUNG

Wir können nicht nicht kommunizieren. Mit unserer Körpersprache und Art zu reden bringen wir unsere (unbewussten) Gefühle zum Gegenüber oder zu einem Thema zum Ausdruck … und geben somit ständig Feedback … und Auskunft über uns selbst.

Der Selbstwert entsteht im Kommunikationsprozess durch Feedback, bzw. Resonanz. Unsere psychische „Erstausstattung“ erhalten wir während unserer ersten Lebensjahre.

Aus kindlichen Erfahrungen mit den Eltern und dem direkten Umfeld, entstehen Glaubenssätze – Annahmen & Überzeugungen über uns selbst und die Welt.

Sie steuern unser Leben und bestimmen zum Beispiel unsere Reaktionen auf Kritik oder Lob.

Ist unser Selbstwertempfinden geschwächt, reagieren wir auf unterschiedliche Weise sensibel aus dem Kind ICH.

Ein geringer Selbstwert geht auf viele Verletzungen des inneren Kindes zurück. In der Regel in Zusammenhang mit Gefühlen und Bedürfnissen.

Optimaler Weise wachsen Kinder liebevoll auf. Sie dürfen Stärken, Talente aber auch Grenzen kennenlernen und haben tolle Vorbilder. In der Phase und dem Übergang vom versorgten zum eigenständigen Menschen, kann der gesunde Selbstwert immer mal auf der Kippe stehen. In dieser Zeit ist es besonders wichtig, dass das Kind (im Menschen) eine hilfreiche Reaktion auf seine Gefühle und Bedürfnisse erfährt. Und im Besonderen Anerkennung und Wertschätzung.

Für alle Menschen, die mehr Selbstvertrauen brauchen können oder denen vielleicht nicht genügend Selbstwert in die Wiege gelegt wurde, ist immer der beste Zeitpunkt, sich selbst Gutes zu tun und Verantwortung für sich und das eigene Wohlergehen zu übernehmen. Achten Sie auf Ihre Gedanken… sowieso

Autor*in

Josefine Schubert

Josefine Schubert

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