Motor des Lebens: ohne Zwerchfell keine Gesundheit und Besonnenheit

WIE WERTE UND KÖRPER ZUSAMMENHÄNGEN KÖNNEN

Was ist Gesundheit? Das definiert jeder Mensch für sich. Einigkeit herrscht jedoch darin, in ihr ein hohes Gut zu sehen, das es zu schützen und pflegen gilt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht in Gesundheit mehr als die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen: Sie beschreibt sie vielmehr als Wohlergehen und Unversehrtheit von Körper und Geist.

In Philosophie und Wertearbeit ist eine Grundvoraussetzung für Gesundheit die Besonnenheit. In diesem Artikel wollen wir beleuchten, was die Werte Gesundheit und Besonnenheit miteinander zu tun haben, wie Besonnenheit und Zwerchfell zusammenhängen und welche Rolle dieser Atemmuskel spielt.

Gesundheit und Besonnenheit

Die Values Academy integriert in ihre Definition von Gesundheit eine weitere Ebene: neben Körper und Geist steht das Kognitive in Form von selbstbestimmtem Denken und Handeln als Basis von Gesundheit im Mittelpunkt. Nur so lässt sich der freie Willen ausüben mit dem Ziel, Glück und Zufriedenheit zu erfahren.

Folgendem Zusammenhang wollen wir hier auf den Grund gehen:

  • Besonnenheit ist die Voraussetzung für ein gesundes Zwerchfell.
  • Ein gesundes Zwerchfell wiederum ist Voraussetzung für einen gesunden Körper und Geist.
  • Im Umkehrschluss können wir durch bewussten Einsatz des Zwerchfells Besonnenheit, sprich Gesundheit, fördern oder wiederherstellen.

Was bedeutet Besonnenheit?

Das griechische Wort für Besonnenheit ist Sophrosyne, übersetzt „Gesundheit des Zwerchfells“. Das Zwerchfell ist unser wichtigster Atemmuskel. Es spielt nicht nur allgemein für unser Wohlbefinden, sondern bei allen funktionellen Beschwerden, die wir in der Osteopathie behandeln, eine zentrale Rolle.

Mehr über das Zusammenspiel von Zwerchfell und Besonnenheit (siehe Wortherkunft) >>

Synonyme für Besonnenheit sind Gelassenheit, Umsicht, Geistesgegenwart, Ruhe, Wohlüberlegtheit. Nach diesem Verständnis steht Besonnenheit im krassen Gegensatz zu unserem gehetzten westlichen Lebensstil, der sich durch den Zwang zum schnellen zwanghaften Reagieren auf Situationen, Nachrichten und Erlebnisse auszeichnet.

Dabei tut es uns gut, Dinge und Entscheidungen sacken lassen zu dürfen. So können wir durch eine besonnene Art Ruhe finden, um Dinge zu durchdenken, zu überblicken und zu erspüren.

Denn im Wort Besonnenheit stecken auch die Sinne – sich be-sinn-en, hineinfühlen, die Sinne zu Wort kommen lassen. Ein multisensorisches Erleben von Ereignissen also.

Wie erreiche ich Besonnenheit?

Wenn wir besonnen sind, atmen wir ruhig und fließend in einem guten Rhythmus. Der Atem stockt nicht, ist tief und erlaubt uns, durch die Ruhephase und das besonnene Handeln die Übersicht zu behalten.

Wenn wir Ruhe und Übersicht nicht behalten können, aber zurückgewinnen wollen, hilft uns ein bewusstes Zurücknehmen auch nur kurze Augenblicke, um besonnen (d.h. mit allen Sinnen) zu beobachten. So kann Besonnenheit entstehen, indem wir etwa bewusst durchatmen, ehe wir eine Antwort geben.

Dieses Bild des Erkenntnisgewinns durch Besonnenheit zeigt schön der Spruch „Geh mir aus der Sonne“: nimm mir nicht das wärmende, nährende Licht der Erkenntnis.

Die Bedeutung von Besonnenheit für Gesundheit

Mit Besonnenheit können wir unsere Gesundheit deutlich stärken: So kann Besonnenheit die Ursache oder gar Voraussetzung für Gesundheit sein.

Im Werteverständnis stehen die Werte in einer Hierarchie (Wertkette) zueinander:

  1. Gesundheit
  2. Besonnenheit
  3. Die Gelassenheit und Geistesgegenwart, um in Ruhe zu Beobachten und daraus wohlüberlegte Entscheidungen (Entscheidungsfreude) mit Umsicht zu treffen.

Warum ist Besonnenheit so wichtig? – anatomische Verbindungen

Tiefes Durchatmen verhindert Schnappatmung und gibt dem Körper inneren Halt. Auch wenn wir es weder wissenschaftlich belegen noch konkret greifen können, so betrachten wir den Atem als Brücke zwischen Körper und Geist. Gängige Empfehlungen wie „atme erstmal tief durch“ oder „zähle bis zehn“ an nervöse oder aufgebrachte Menschen spiegelt dies wider.

Ruhiges, tiefes Durchatmen reguliert das vegetative Nervensystem, welches für Ruhe zuständig ist: Der Vagusnerv (Teil des Parasympathikus) zieht durch das Zwerchfell durch und wird durch tiefe, ruhige Atmung stimuliert. So entspannt der Körper, wenngleich nicht zwingend muskulär, auf der Nervenebene.

Gleichzeitig wird der Teil, der den Körper anspannt – der hinten in der Brustwirbelsäule verlaufende Sympathikus –, entlastet: Indem wir tief einatmen, nehmen wir Druck aus dem Brustkorb heraus, weil wir den Sympathikus entspannen.

Das Zwerchfell: Motor des Lebens

Wie eingangs erwähnt, ist Besonnenheit gleichbedeutend mit einem gesunden Zwerchfell.

Ein gesundes Zwerchfell wiederum ist Voraussetzung für einen gesunden Körper und Geist. Und durch bewussten Einsatz des Zwerchfells können wir durch Besonnenheit unsere Gesundheit fördern oder wiederherstellen.

Was und wo ist das Zwerchfell?

Das Zwerchfell ist eine Muskelplatte von 2-5 mm Dicke, die über die gesamte Rumpfbreite „gespannt“ liegt – wie ein Trommelfell. Wir können es uns wie einen Teller oder eine umgedrehte Salatschüssel vorstellen. Sehr anschaulich ist der alte Zaubertrick der „zersägten Jungfrau“: Würden wir einen Körper in der Mitte quer durchschneiden, wäre die Schnittfläche das Zwerchfell.

Es liegt im Zentrum des Körpers am Ende des Brustkorbs auf Höhe des untersten Rippenbogens. So verbindet es die Wirbelsäule mit Rippen, Bauch- und Brustregion. Es ist im Wortsinne unser Zentrum und hält unsere Mitte in einer sogenannten dynamischen Balance:

Keine statische Balance wie bei einer ausbalancierten Waage, die sich nicht bewegt. Sondern um in Balance zu sein und zu bleiben, braucht es Dynamik, also Bewegung. Nur durch diese ausgewogene Bewegung kann es seine wichtige Pumpfunktion ausführen.

Zwerchfell als Gradmesser für Gesundheit

Die Funktionsweise des Zwerchfells ist eine Art Gradmesser für Gesundheit auf körperlicher und geistiger Ebene. Dabei wird es enorm unterschätzt. Denn gemeinhin wird die lebensnotwendige Atemfunktion einzig der Lunge zugeschrieben. Zweifellos ist sie ein zentrales Atemorgan, denn hier wird beim sogenannten Gasaustausch die verbrauchte Luft (hauptsächlich Kohlendioxid / CO2) gegen frische Luft (hauptsächlich Sauerstoff / O2) ausgetauscht.

Doch ohne das Zwerchfell läuft gar nichts: Damit die Lungen arbeiten können, müssen sie in eine Pumpbewegung versetzt werden. Diese Aufgabe übernimmt der Atemmuskel Nummer Eins, das Zwerchfell. Es pumpt durch seine Muskelspannung die Lungen, damit sie ihren Gasaustausch durchführen können. Ohne diese Bewegung würde keine frische Luft in der Lunge ankommen.

Umgekehrt leidet die Pumpbewegung der Lunge, wenn das Zwerchfell nicht mehr richtig arbeitet, etwa durch Verspannung oder Blockaden in der Umgebung. Ein gesundes Zwerchfell ist somit Grundvoraussetzung für eine gute Atmung.

Zwerchfell, Bewegung und Spannung

Das Zwerchfell verursacht nicht nur die Atmung. Es bringt auch das Innerste zum Schwingen. Wir sehen: Verspannungen im Inneren manifestieren sich im Äußeren.

Dabei unterscheiden wir zwischen innerer und äußerer Bewegung: Die äußere Bewegung ist die nach außen sichtbare, willkürlich – Schuh zubinden, oder gehen. Die innere Bewegung findet ohne mein Zutun statt, wenn ich etwa im Bett liege und atme, wobei meine Innereien bewegt werden.

Auch spielt das Zwerchfell eine Hauptrolle. Denn unsere Gesundheit ist davon abhängig, ob dieser innere Zustand ausgewogen und beweglich ist. Eine einseitige Spannung in dieser Region führt zwangsläufig zu Beschwerden wie Schmerzen, Blockaden, Schonhaltung, einseitigem Gelenkverschleiß, Verspannung, Unwohlsein und /oder einem allgemeinen „Sich-off-Fühlen“.

Wenn im Körper also nichts im engeren Sinne „kaputt“ ist oder eine Krankheit vorliegt, ist das Zwerchfell der Dreh- und Angelpunkt. Der rote Faden, den wir im Blick behalten müssen.

Zwerchfell und Gefühlswelt

Die stimmige Funktion des Zwerchfells ist wichtig, damit wir uns auch geistig in Balance fühlen, ein „stimmiges Gefühl“ haben. Hier kommt die Fähigkeit des Zwerchfells zum Tragen, flexibel den Brustkorb bewegen und Spannungen aus dem Körper über den Atem ableiten zu können (siehe „etwas verschlägt mir den Atem“).

Wie zentral die Bedeutung und Kraft des Atems ist, zeigen selbst jahrtausendealte Traditionen und Kulturen: Keine Entspannungstechnik der Welt wie Meditation, Yoga oder Achtsamkeitsübungen kommt ohne Fokus auf den Atem aus. Bei einer stimmigen Atmung fällt es uns leichter, unsere Mitte wiederzufinden.

Auch bei der menschlichen Kommunikation und der Modulation unserer Stimme – ob etwa die Stimme angenehm oder durchsetzungsfähig klingt – ist der Atem Voraussetzung.

Zwerchfell und Herz

Die Wechselwirkung mit dem Herz ist sehr wichtig, weil die Herzspitze (das unterste Ende wo beide Herzkammern zusammenlaufen) direkt mit dem Zwerchfell verwachsen ist. Dort findet die Kontraktion des Herzmuskels statt. Die Spitze ist der Ausgangspunkt, von dem das Blut motorisch in den Kreislauf gebracht wird. Am unteren Ende dieser Verwachsung klebt das Zwerchfell.

Emotionale Komponente

Ängste:

Bei einer Panikattacke schnürt sich der Brustkorb zu. Dies hängt mit Spannungen im Brustkorb zusammen, die dort spürbar sind. Rat #1 bei einer Panikattacke: ruhig, tief, langsam atmen. Das nimmt den Druck aus dem Brustkorb. Zwerchfell als Koop zwischen körperlicher Spannung dem mentalen Gefühl, das sich einstellt.

Auch rät man Menschen mit Panikattacke, sich auf ihre Sinne zu BESINNEN: was riechst DU? Wie klingt meine Stimme? Was kannst Du hören? Welche Farben siehst Du in diesem Raum? – So können diese Menschen die Kontrolle über ihren Körper zurückgewinnen und sich ihrer wieder besinnen.

Konzentrationsstörung:

Diese haben meist eine konkrete Ursache. Häufig liegt es an einer Überlastung, wenn die Sinne über lange Zeit sehr geschärft sind. Dann lässt die Aufnahmefähigkeit nach.
-> Was gut tut: Raum wechseln, Blick von nah auf fern richten oder schweifen lassen.

Wir können uns nur neu konzentrieren, indem wir unsere Tätigkeit durch Pausen unterbrechen und loslassen.

TIPP: Bei Gefühl von Müdigkeit statt Kaffee dies probieren: ultrakurze heftige und kräftige  Atemstöße machen (siehe „Feueratmung“ aus dem Yoga, das „Kapalabhati“). Dies mobilisiert sofort neue Power und lässt Müdigkeit verschwinden.

Fazit

Zusammenfassend können wir festhalten: Ein funktionierendes Zwerchfell und eine ausbalancierte Atmung sind unabdingbare Voraussetzung für unsere Gesundheit.

Eingangs haben wir beleuchtet, dass Besonnenheit ursprünglich die Gesundheit des Zwerchfells meint. Somit kann Gesundheit nur mit Besonnenheit bestehen, während Besonnenheit Gesundheit voraussetzt.

Wir sehen: Beide bedingen sich gegenseitig. 

Disclaimer

Wir sprechen hier nur von sogenannten funktionellen Beschwerden, die für Schieflagen (Dysbalancen) oder Verspannungen sorgen. Krankheiten im engeren Sinne (z. B. Diabetes, Krebs) und strukturelle Beschwerden (Brüche, Tumore u.v.m.) müssen anders behandelt werden. Für mehr Informationen besuchen Sie die Website osteopathie-verstehen.de.

FABIAN MÜLLER

Fabian Müller

Fabian Müller M.Sc. beschäftigt sich hauptberuflich und schwerpunktmäßig mit Atmung, Balance und Gesundheit. Als Osteopath kann er die Funktionsfähigkeit des Zwerchfells ertasten. Es steht im Zentrum der Betrachtung seiner osteopathischen Praxis und Lehre.

Er ist zertifizierter Werte-Coach der VALUES ACADEMY und Gründer der Methode „Lockieren®“.

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