ENTSCHEIDUNGEN

Was ist eine Entscheidung? Wie funktioniert entscheiden? Und wie treffe ich immer die für meine Ziele richtige Wahl?

Die größte Entscheidung Deines Lebens liegt darin,
dass du Dein Leben ändern kannst,
indem du Deine Geisteshaltung änderst.

Albert Schweitzer

Vorweg: berühmte Zitate über Entscheidungen

„Unser Entscheiden reicht weiter als unser Erkennen.“

Immanuel Kant

„Viel mehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, […] die zeigen, wer wir wirklich sind.“

Albus Dumbledore in Joanne K. Rowling: Harry Potter und die Kammer des Schreckens.

„Es gibt Augenblicke in unserem Leben, die endgültig sind, und wer bestimmte Entscheidungen immer wieder aufschiebt, für den kann es eines Tages unerbittlich heißen: zu spät!“

Eugen Drewermann, Das Markusevangelium, Zweiter Teil

„Ein Mann, der das Bogenschießen lernte, stellte sich einmal mit zwei Pfeilen vor der Zielscheibe auf. Darauf wies ihn sein Lehrer zurecht: „Anfänger dürfen nie über zwei Pfeile auf einmal verfügen; sie verlassen sich sonst auf den zweiten und gehen sorglos mit dem ersten um. Sie sollten lieber davon überzeugt sein, daß die ganze Entscheidung von dem einen Pfeil abhängt, den sie gerade aufgelegt haben.“

Yoshida Kenko (1283-1350), japanischer Bogenschütze 

Was ist eine Entscheidung?

Ich habe bei Wikipedia nachgeschaut und folgendes gefunden:

„Eine Entscheidung ist eine Wahl zwischen Alternativen oder zwischen mehreren unterschiedlichen Varianten von einem oder mehreren Entscheidungsträgern. Eine Entscheidung kann spontan bzw. emotional, zufällig oder rational erfolgen. Eine rational begründete Entscheidung richtet sich nach bereits vorgängig abgesteckten Zielen oder vorhandenen Wertmaßstäben. Von der Entscheidungskompetenz eines Individuums hängt es ab, ob seine Pro- oder Contra-Entscheidungen richtig oder falsch ausfallen. Die Eigenschaft, ohne Verzögerung zu entscheiden und dabei zu bleiben, wird als Entschiedenheit bezeichnet (vgl. Führung). Die Statistik und Ökonomie befasst sich in der Entscheidungstheorie mit der Frage nach der optimalen Entscheidung. Das Wort soll von ent-scheiden stammen, also z. B. das Schwert aus dessen Scheide ziehen, da man sich dann eben zwischen kämpfen bzw. nicht kämpfen entschieden hat. Die Entscheidung wird auch, oftmals im Sinne eines Ergebnisses, als der Entscheid bezeichnet.“

Das hört sich schlüssig und gut formuliert an. Und bis auf den vorletzten Satz ist auch alles ziemlich richtig. Schreiben wir das Wort doch mal so: ENTSCHEIDUNG und schauen uns zunächst an, was der zweite Wortteil SCHEIDUNG hier bedeutet: Eine Scheidung ist eine Trennung oder ein Verlust. Auch deswegen ist das Synonym für Entscheidung: der „Beschluss“ so treffend, denn es ist – jetzt kommt ein kleines Wortspiel: „Schluss mit Trennung“ oder „Schluss mit Unlust“.

Eine Entscheidung ist demnach: Ein Urteil aussprechen über ein „nicht mehr geschieden sein wollen, von dem, was nach unserer Auffassung gut oder richtig ist

In der Kybernetik (Wissenschaft der Steuerung und Regelung; aus dem Altgriechischen: kybérnesis = Steuermann) wird erklärt, dass Entscheidungen eines Menschen oft unbewusst und instinktartig (automatisiert) getroffen werden. Ein Mensch trifft täglich, meist in Sekundenbruchteilen, tausende von Entscheidungen, ohne dabei viel zu überlegen.

Wenn wir das alles vergegenwärtigt haben, können wir uns an die Methoden zur Entscheidungsfindung machen, um die allseits geforderte Entscheidungskompetenz zu trainieren.

Die zwei Varianten zu entscheiden

Vorweg: Eine Entscheidung zu treffen ist nicht schwer, wenn wir uns ein wenig mit den Wirkmechanismen (z.B. den zahlreichen möglichen Konsequenzen von entscheiden oder nicht entscheiden) beschäftigt haben und das Treffen von Entscheidungen „bewusst“ täglich trainieren (z.B. welches Gericht wähle ich aus der Speisekarte oder welchen Film schaue ich mir heute an). 

Wir unterscheiden zunächst in zwei Arten – in die

Variante 1: Bauch-Entscheidung.

Hier treffen wir die Wahl instinktiv und ohne zu denken. Die intuitive Regel: Jede Entscheidung ist besser als keine. Das heißt, schnell und unkompliziert, nach Gefühl urteilen. Nicht viel Denken und natürlich sämtliche Vorurteile weglassen.

Variante 2: Kopf-Entscheidung

Hier benötigen wir drei Fähigkeiten bzw. Bedingungen, von denen mindestens zwei ausgeprägt sein müssen, um so die fehlende Dritte zu kompensieren:

Erfahrung liefert uns Fakten, die wir für das Aufstellen der Szenarien benötigen. Außerdem liefert sie uns die möglichen Konsequenzen, die wir erfahrungsgemäß kennen oder hochrechnen können.

Intelligenz hilft uns in optionalen Szenarien zu denken (Prognose) und hierfür die Fakten richtig abzuwägen (Deutung).

Eine gute Fehlerkultur benötigen wir, um dadurch keine Angst vor Konsequenzen oder Fehlentscheidungen zu haben (Mut zum Risiko).

Suchen Sie sich für jede anstehende Entscheidungsfindung die richtige Variante heraus. Bedenken Sie dabei:

Variante 1 ist besser und geht am schnellsten;

Variante 2 ist am besten zu erklären bzw. zu verkaufen.

Werkzeuge zum Entscheiden

Eine Bauchentscheidung braucht keine Werkzeuge, denn diese Fähigkeit ist uns angeboren. Somit benötigen wir die nachstehenden Werkzeuge nur für Variante 2, also die rationellen Entscheidungsfindungen.

Beim Planen einer Ziele-Erreichung oder auch beim Lösen eines Problems besteht der Entscheidungsprozess aus zwei Schritten; zunächst wird das Ziel festgelegt und gedanklich fixiert, erst danach wird über die Art und Weise der Durchführung (der Wahl zwischen Optionen) entschieden.

Entscheidungstool 1: Eine Münze werfen (Kopf oder Zahl)

Bitte nicht lachen, aber das ist die beste Möglichkeit eine schnelle Entscheidung zu treffen, wenn unser „Bauch“ nicht funktioniert und es trotzdem schnell gehen muss. Ich habe es schon oft gemacht und bin mit dem Ergebnis immer zufrieden gewesen.

Vorteile: Neben dem enormen Geschwindigkeitsvorteil, profitieren wir davon, dass niemand persönlich Schuld ist, da das Schicksal entschieden hat. Außerdem ist es spannend und wahrhaftig ein reizvolles Spiel.

Nachteile: Wir treffen nicht selbst die Entscheidung, sondern geben uns dem Schicksal hin. Für den, der sich selbst profilieren will oder muss, keine gute Lösung.

Entscheidungstool 2: Pro/Kontra-Tabelle

Für Kopfmenschen die besten Methode. Diese wird für jeden Entscheidungsweg (Option, Alternative) separat erstellt.

 Schreiben Sie auf ein Blatt Papier in zwei Spalten die „PROs“ und die KONTRAs“ auf. Also alle Vor- und Nachteile plus Auswirkungen, die aus dieser Entscheidung resultieren. Die Spalte, mit den meisten und/oder gewichtigsten Einträgen hat gewonnen.

Die Anwendung dieses Entscheidungstools ist schon fast eine kleine Wissenschaft; dessen vollständige Erläuterung diesen Newsletter sprengen würde. Ich werde es aber demnächst anschaulich, in Form von expliziten Beispielen, auf meiner Webseite (Menüpunkt „Gut zu Wissen“) einbauen und hierüber in einem künftigen Newsletter informieren.

Vorteile: Beste Risikoausgrenzung, hohe Chancenverwertung, Möglichkeit zur optimalen Vorbereitung auf Konsequenzen und gut erklärbar. Also für Kopfmenschen und für alle, die Entscheidungen logisch erklären müssen, das optimale Werkzeug.

Nachteile: Da wir die Faktoren Vorurteile nicht wirklich komplett ausschalten können und Unwissenheit bzw. Halbwissen in Teilbereichen eine Gewichtung der Parameter und Optionen beeinflussen (bei Pro und/oder Kontra), ist diese Entscheidungsfindung nie 100% objektiv und perfekt.

Entscheidungstool 3: Umfrage

Hier befragen wir andere – immer eine spezielle Zielgruppe mit zweckdienlichen Kompetenzen – nach deren Meinung. Strategisch zielgerichtete Fragen ohne suggestiven Charakter; offene und gezielte Fragen im ausgewogenen Mix. – Beispiele:

Im Team: Ein demokratischer Entscheid wird per Umfrage/Diskussion erzielt oder Fachmeinungen einzelner Kompetenzträger werden abgewägt und aufeinander abgestimmt; auf dieser Basis trifft anschließend der Teamleader die endgültige Entscheidung.

Kunden: Nach deren Wünschen und Bedürfnissen (emotionale und rationelle Motivationen) fragen. Hier sollte man eine der wirksamen branchenspezifischen Umfragetechniken anwenden.

Vorteile: Mehr Kompetenz (Bündelung); auf die Zielsetzung ausgerichtete Entscheidungsfindung. Die so delegierte Verantwortung für Entscheidungen schafft Vertrauen, Verständnis und somit Motivation.

Nachteile: Meist langwieriger Prozess, der gut moderiert und dokumentiert werden muss.

Entscheidungstool 4: Nicht entscheiden

Es gibt tatsächlich Entscheidungen, die können oder sollten wir nicht treffen.

Zum Beispiel sollten wir niemals für andere entscheiden, wenn wir dadurch in deren Verantwortungsbereich eindringen würden. Damit würden wir deren Kompetenz stehlen und so zwangsläufig die Motivation verringern.

Sollten wir von dieser Entscheidung abhängen, müssen wir ggf. die entsprechende Geduld aufbringen, bis der andere eine Entscheidung getroffen hat; niemals drängeln. Im Idealfall aber, stehen wir als Ratgeber zur Seite, in dem wir entweder Fakten liefern (die für einen Entscheidungsfindung brauchbar sind) und/oder gezielte Fragen stellen, die Fakten schaffen oder solche Fragen, die Lust zur Entscheidung erzeugen.

Fazit

Es gibt keine universelle Regel, auf welche Weise man Entscheidungen treffen sollte. Es kommt darauf an, welcher Typ Mensch Sie sind, welchen Charakter Sie besitzen und natürlich um welche Art von Entscheidung es sich handelt sowie in welchem sozialen Milieu das Ganze stattfindet.

Wenn Sie naturgemäß ein Zweifler sind und sich Fehler nicht erlauben dürfen oder wollen, haben Sie es natürlich nicht leicht.

Auf jeden Fall aber ist es wichtig, dass wir überhaupt Entscheidungen treffen, möglichst schnell und möglichst gut. Erfolgreiche Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sehr schnell entscheiden. Also können wir festhalten, dass eine falsche Entscheidung besser ist, als gar keine Entscheidung; wir würden sonst stehen bleiben und mit einem gewünschten Wachstum wäre es vorbei. Manche Entscheidungen erfordern Mut (siehe den Wert Mut) – und auch daran sollten Sie sich selbst messen.

Herzlichst 

Ihr Frank H. Sauer

Autor*in

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Frank H. Sauer

Seit 1989 Unternehmer, seit 1996 Coach und Mentor. Frank ist Publizist über Werte, Organisationskultur und Bildung sowie Ausbilder zum Werte-Coach. Er gilt als einer der wichtigsten Experten zum Thema "menschliche Wertvorstellungen" im gesamten deutschsprachigen Raum.

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