Wortformen: heimatlich, heimelig, heimisch, Heimatbegriff
Hinweis: Dieser Begriff ist kein Wert, sondern ein begriffliches Wertesystem, dem wir konkrete Werte zugeordnet haben:
Beispielhaft zugeordnete Werte
Fürsorglichkeit, Gemütlichkeit, konservativ, Sicherheit, Solidarität, Teamgeist, traditionell, Treue
Synonyme
Heimatland, Vaterland, Mutterland (selten), Wohnort, Geburtsland, Herkunft, Zuhause, Nachhause, Heim, Daheim, Geburtsort
Ähnlich: Stützpunkt, Refugium
Englisch: home town, home (Haus, Heim, Zuhause, Daheim), homeland (Heimatland), native country (Heimatland), motherland (Mutterland, Land der Vorfahren), native land (Heimatland, Vaterland), mother country (Mutterland)
Wortherkunft
Aus althochdeutsch „heimōti“ (11. Jh.) und mittelhochdeutsch „heimuot(e), heimōt(e), heimōde“ = „Einöde (auch Armut), Kleinod, Zierat“[1]
Anmerkung: Laut Duden gehört dieser Begriff zum Wortschatz des Goethe-Zertifikats B1.
[1] Quelle: „Heimat“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Heimat>, abgerufen und vereinfacht am 01.04.2019
Definition
Regionales Bezugssystem, welche die kulturellen Wurzeln eines Menschen bestimmen, mit denen er sich ganz oder teilweise identifiziert.
Beschreibung
Als Heimat wird im Allgemeinen ein Ort, eine Region oder ein Land benannt, in dem der Mensch seine ersten soziokulturellen Prägungen und Werte vermittelt bekommt. Meist im Kreise der Familie und/oder räumlichen sowie menschlichen Gegebenheiten, die Schutz boten sowie Bildung und Entfaltung ermöglichten. Maßgabe dabei ist, dass der Mensch Erinnerungen daran hat und diese Herkunft selbst als prägend, wertvoll und/oder sinnstiftend empfindet.
Heimat ist ein Ort der, neben der reinen Herkunft, Beständigkeit und Vertrautheit vermittelt.
Im Zuge von verschiedenen Völkerwanderungen der letzten Jahrhunderte, der zunehmenden Globalisierung und den sogenannten Flüchtlingswellen findet der Begriff Heimat eine neue und teils kontrovers diskutierte Bedeutung.
In Bezug auf persönliche Werte und Wertegemeinschaften kann zwischen drei Arten von Heimat unterschieden werden:
Ur-Heimat
Die soziokulturelle Herkunft, welche biologische und soziologische Identitäten stiftete – wie z. B. Abstammung (Hautfarbe, Körperbau etc.), Sprache, Dialekt, Weltanschauung, regionale soziokulturelle Grundwerte etc.
Die Ur-Heimat bleibt selbstverständlich immer die Gleiche, auch wenn sich mit zunehmendem Alter die Erinnerungen entweder festigen oder auch verändern können.
Wahl-Heimat
Ein frei gewählter Ort (Stadt, Region, Land), der den persönlichen Werten, Weltanschauungen, kulturellen Ambitionen, Visionen und Zielen am besten entspricht und in dem sich der Mensch bestmöglich frei entfalten kann.
Eine Wahl-Heimat kann im Laufe des Lebens geändert werden. So entstehen multikulturelle Wertesysteme, die das Bewusstsein eines Menschen enorm erweitern können. Aber auch Konflikte sind möglich, z. B. eine schwere Vereinbarkeit zwischen sehr unterschiedlichen Wertesystemen, vor allem im Umgang mit anderen Menschen, die eher ihrer Ur-Heimat treu sind und wenig aufgeschlossen für andere soziokulturellen und/oder religiösen Lebensauffassungen.
Zwangs-Heimat
Ein Ort, an dem ein Mensch einen (meist großen) Teil seines Lebens verbringen muss und sich dort mit den regionalen Gepflogenheiten (Werte, Gesetze, Rituale, Sprache etc.) konstruktiv auseinandersetzen muss, um Teil dieser Wertegemeinschaft zu werden.
Die Zwangsheimat entsteht z. B. durch Vertreibung, Flucht vor Krieg, Adoption, Naturkatastrophen, Umzug der Eltern oder Umsiedlung wegen Enteignung. Damit sind soziologische und kulturelle „Entwurzelungen“ verbunden, die psychische Langzeitschäden zur Folge haben können.
Aktuelle Diskussionen
Insbesondere traditionelle Menschen, Gruppen und Parteien verwenden oft den Begriff Heimat. Hierbei handelt es sich oft um Gegner der Globalisierung, die das Vermischen von regional und sprachlich unterschiedlichen Kulturen (Multikultur) als bedenklich einstufen.
Auch andere Menschen verwenden den Begriff Heimat; beispielsweise:
- Viel- und Weitreisende, die sich nach der Heimat oder dem früheren Zuhause zurücksehen
- Vertriebene, die ihre Ur-Heimat als indentitätsstiftenden Herkunftsort vermissen
Seit dem 14. März 2018 gibt es in Deutschland erstmals ein „Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI)“.
Zitate
“Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache. Sie bestimmt die Sehnsucht danach, und die Entfernung vom Heimischen geht immer durch die Sprache am schnellsten.”
Wilhelm von Humboldt (1767–1835)
“Alle diese vortrefflichen Menschen, zu denen Sie nun ein angenehmes Verhältnis haben, das ist es, was ich eine Heimat nenne.”
Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)
“Die Heimat ist ja nie schöner, als wenn man in der Fremde von ihr spricht.”
Horst Wolfram Geißler (1893–1983)
„Wenn wir in der großen, weiten Welt sind, empfinden wir uns als Europäer. Wenn wir in Europa sind, empfinden wir uns als Deutsche. Und wenn wir in Deutschland sind, empfinden wir uns als Sachse oder Hamburger.“
Joachim Gauck (geb. 1940)
„Wir sichern uns die Heimat nicht durch den Ort, wo, sondern durch die Art, wie wir leben.“
Georg von Oertzen (1829–1910)
Letzte Bearbeitung am 22.08.2024