Der Dalai Lama wurde gefragt, was ihn am meisten überrascht, darauf antwortete er:

“Der Mensch, denn er opfert seine Gesundheit, um Geld zu machen. Dann opfert er sein Geld, um seine Gesundheit wiederzuerlangen. Und dann ist er so ängstlich wegen der Zukunft, dass er die Gegenwart nicht genießt; das Resultat ist, dass er nicht in der Gegenwart lebt; er lebt, als würde er nie sterben, und dann stirbt er und hat nie wirklich gelebt.”

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Stress eine der größten Gefahren unserer Zeit. Man spricht dort in Bezug auf Burnout sogar von einer neuen Volkskrankheit. Aus diesem Grund erfreuen sich Mediziner an einer steigenden Zahl von Kunden, die Stress als Ursache von psychischen Erkrankungen angeben. Das so genannte „Burnout-Syndrom“ wurde noch nie so oft diagnostiziert, wie im letzten Jahr.

Schuld an der neuen Volkskrankheit sind – laut neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen – unsere Leistungsgesellschaft und vor allem der stets zunehmende Druck am Arbeitsplatz. Aber auch im privaten Bereich steigen die Anforderungen, da sich berufliches mit privatem stets befruchtet bzw. ein Wechselspiel darstellt.

Ist Burnout eine Krankheit?

Man kann in neuester Literatur zum Thema nachlesen, dass Burnout zum Einen keine echte Krankheit ist und es zum Anderen keine wissenschaftlich anerkannte Heilmethode gibt. Irrwitzig, aber so steht es geschrieben.

Dennoch gibt es Hoffnung und darüber möchte ich berichten. Weiterhin möchte ich Lösungen anbieten und – wenn gewünscht – als Coach unterstützen.

Ursachen

Je nach Berufsgruppe erhält und erfasst ein Mensch eine Unmenge an Informationen – insbesondere eine Fülle von gedruckten Worten, die er mit seinem Gehirn nicht verarbeiten kann. Das führt quasi zu einem Stau im Verstand. Dieser psychische Stau wirkt auf das Nervensystem und führt zu Bluthochdruck. Darüber hinaus geraten wir aus der Balance (ausgewogene Schwingungen), weshalb die Herzfrequenz unrhythmisch wird. Dies wiederum löst Schlafstörungen aus – auch als „abends nicht abschalten können“ oder „morgens komische Bilder im Kopf haben“ bekannt.

Die Hauptursache für diesen physischen Stau ist jedoch, dass wir uns selbst beständig gewissen Zwängen und Ängsten unterwerfen. Unsere Zwänge resultieren aus dogmatischen Erziehungsmethoden und unsere Ängste entstehen maßgeblich aus dem etablierten Wertesystem, welche Fehler oder gar ein Versagen anprangern. Selbst wenn heute viele Firmen mit wunderbar formulierten Wertesystemen hausieren gehen, zählen nur Ergebnisse und vor allem Zahlen, die fast immer mit Geld oder Wachstum zu tun haben.

Das alles nehmen wir noch relativ gelassen oder gar sportlich hin, wenn wir jung sind. Mit zunehmendem Alter häufen sich die Mengen an Informationen, die wir nicht korrekt verarbeitet oder gewichtet haben. Insbesondere die Informationen, die uns emotional bewegen, werden als persönlicher Ballast angehäuft.

Wirkungen

So steuern wir langsam und in einem schleichenden Prozess auf einen Burnout zu. Das dauert meist sehr viele Jahre. So lange, bis der Körper die Notbremse zieht. Aller angehäufte Ballast wird schwerer, die notwendige Kraft, die wir benötigen, um mitsamt Ballast in Bewegung zu bleiben, steigt, bis unser psychisches und physisches System streikt. Es ist ähnlich eines Zuges, der bei zunehmender Überfüllung irgendwann an einer kleinen Steigung einfach stehen bleibt.

Es sei darauf hingewiesen, dass ich hier nicht wissenschaftlich auf das Thema Burnout eingehe und darauf verzichte, Symptome aufzuzählen, Lehrmeinungen abzufragen oder gar Studien zu zitieren. Wen das interessiert, der sollte im Internet „Burnout“ als Suchbegriff eingeben. Doch leider findet man keine echten Lösung, sondern nur eine Dramaturgie eines im Grundprinzip einfachen und alten Themas.

Insgesamt gesehen ist Burnout einer der größten negativen Folgen des Kapitalismus, welcher den Wettbewerb und dadurch den Leistungsdruck mit sich brachte. Unsere ganze Gesellschaft kollabiert unter den Aspekten von Besitz und Reichtum. Unsere durch Kaufen und Konsumieren geprägte Kultur ist zunehmend dabei, sich kollektiv selbst zu zerstören, um damit hoffentlich Platz zu machen für ein neues Wertesystem. Die neuen Werte erwachsen aus neuen Mangelerscheinungen. Diese sind vor allem: Armut an Zeit, an Gesundheit, an gelebter Liebe, an Moral und Ethik.

Lösungen

Was kann nun ein Einzelner für sich selbst tun, um nicht in diesen Strudel hinein zu geraten oder wieder heraus zu kommen?

Eine erste einfache Lösung ist das Erschaffen von Unbeschwertheit. Dieses Wort bedeutet wörtlich, dass wir keinen Ballast mit uns herumtragen, der uns „beschwert“. Unbeschwertheit kann nur aus uns selbst heraus entstehen, in dem wir lernen alles Dogmatische in Frage zu stellen. Das ist für die meisten Menschen der so genannten zivilisierten Welt ein gewaltiger Prozess des Umdenkens und Loslassens von Denk- und Verhaltensmustern. Ein erster Schritt ist das Beobachten des eigenen Selbst, in dem wir erkennen, was wir selbst tun, was wir selbst sagen, was wir selbst denken. Im nächsten Schritt erforschen wir, was wir dadurch verursachen – bei anderen und im Umkehrschluss bei uns selbst.

Man könnte auch sagen, dass man ein unbeschwertes Leben führt, in dem man es ganz einfach führt – und nicht darauf wartet, bis bestimmte Faktoren eintreten, die es begünstigen. Das wäre aber zu einfach, denn der Weg zum selbst bestimmten und ausgewogenen Leben führt zwangsweise über eine Steigerung des allgemeinen Bewusstseins.

Dazu sollten wir zunächst festhalten, dass das Bewusstsein eines Menschen proportional zu den Anforderungen in seinem Leben steigen muss. Es handelt sich hierbei nicht um gesammeltes Wissen – das wären ja nur angehäufte Informationen (siehe oben), sondern das Bewusstsein, welches aus Erfahrung und Werten besteht, das uns hier nützlich sein kann. Im Kern der Sache geht es um das SEIN.

Dazu möchte ich ein wenig ausholen.

Eine „fast“ philosophische Betrachtung

Neben der zum Teil merkwürdigen Erziehung, die wir genossen haben, können wir als Killer von hohem Bewusstsein identifizieren: Schlechte oder destruktive Nachrichten (Fernsehen, Radio, Zeitung) und Konsumgier. Letzteres hat mit dem wohlgelittenen Spruch „hast Du was, bist Du was“ zu tun. Da das SEIN über (vor) dem HABEN steht, müsste es heißen: „Bist Du was, hast Du was“. Somit sei die wahre Kausalität richtig „beziffert“.

Ein weiteres verwahrlostes Thema ist die Zeit. Der moderne Mensch ist stark reizüberflutet und somit ohne jegliches Zeitgefühl. Er hat vor allem verlernt in seiner eigenen Gegenwart zu „sein“. Mit der untergegangenen alten Griechischen Lehre hat sich die westliche Zivilisation auf seiner evolutionären Zeitachse verloren. Seinerzeit gab es zwei Zeitgefüge, die kulturbedingt durch Götter repräsentiert wurden: Chronos und Kairos. Chronos ist der Gott der gemessenen Zeit, Kairos der Gott der gefühlten Zeit. Heute existiert nur noch Chronos, allgegenwärtig – während Kairos fast verschwunden ist, obgleich Albert Einstein darüber philosophisch in seiner Relativitätstheorie referiert hat.

Durch das Weglassen von Kairos wurde ein Ungleichgewicht hergestellt, welches tief greifende Bewusstseinsveränderungen und vor allem den Burnout hervorgebracht hat.

Burnout ist in medizinischem Sinne gesehen keine Krankheit – wenn doch, dann ist unsere ganze Gesellschaft krank, auch wenn dieses Geschwür nur an bestimmten Stellen lauert.

Gezielte Lösungsvorschläge

Hier ein paar Lösungsansätze in Kurzform:

  • Verzeihen (immer, alles und jedem).
    Das bringt eine Menge Entlastung. Wir werfen dadurch am schnellsten Ballast über Board. Wir „kleben“ nicht mehr an emotionalen Gedanken fest, die uns dazu bringen in unserem Verstand Überlebensszenarien zu entwerfen, die uns davon abhalten, das JETZT wahrzunehmen und für den Moment zu leben.
  • Seine Gedanken – nebst deren Auswirkungen – beobachten.
    Unsere Gedanken lösen Mechanismen aus, die sie Realität werden lassen. Das klingt esoterisch, ist aber in jüngster Zeit wissenschaftlich bestätigt worden.
  • Zeit zu relativieren.
    Unsere Gefühle und Emotionen werden durch ein eigenes Zeitgefüge gesteuert. Dieses braucht Platz zum Existieren, welcher durch das Messen und Takten von gemessener Zeit unterdrückt wird.
  • Alles in Frage stellen.
    Vor allem das, was dogmatische Institutionen und Systeme von uns verlangen und im Allgemeinen von der Mehrheit der Menschen ohne Prüfung auf Richtigkeit akzeptiert wird. Das heißt nicht, dieses gänzlich zu ignorieren, sondern stets zu hinterfragen und selbständig auf Richtigkeit zu überprüfen.
  • Input (lesen, sehen, hören) mit Output (schreiben, zeigen, sagen) in Einklang zu bringen.
    Wir konsumieren Informationen und legen vieles davon in unserem Verstand als „so ist das, weil es studierte Leute sagen“ ab. Es ist wichtig, die Theorie der Praxis gegenüber zu stellen, in dem wir angebliche Wahrheiten mit der ge- und erlebten Realität vergleichen.

Insgesamt gesehen ist Burnout also tatsächlich eine Art Volkskrankheit, die von jedem Einzelnen durch ein Verändern und Intensivieren seiner eigenen Wahrnehmung über sich und sein Umfeld sehr schnell besiegt werden kann.

Ich habe in letzter Zeit sehr viel mit Psychologen und Psychiatern über dieses Thema gesprochen, zumal mich selbst ein Schicksalsschlag zum erneuten Nachdenken gebracht hat und Lösungen aus dem Dilemma her mussten. Das Ergebnis ist sehr interessant: Studierte Ärzte wissen zwar sehr viel über die Mechanik des Menschen und gehen gerne insgeheim konform damit, dass es zwischen Himmel und Erden mehr Dinge gibt, die uns unsere Schulweisheit zu erklären vermag (frei nach Shakespeare), können aber keine wirkliche Lösung anbieten. Trotzdem verkaufen sie massenhaft Mittelchen und Einzelmethoden ohne die eigentliche Ursache zu bekämpfen.

Nun, die Lösung ist einfach und kostet insgesamt gesehen nicht einen Cent. Nur bekommt eben nicht jeder Zugang dazu, solange er alles glaubt, was Titelträger und Theoretiker von sich geben.

Fragen? Her damit!

Herzliche Grüße

Ihr Frank H. Sauer

Autor*in

Frank H. Sauer

Frank H. Sauer

Seit 1989 Unternehmer, seit 1996 Coach und Mentor. Frank ist Publizist über Werte, Organisationskultur und Bildung sowie Ausbilder zum Werte-Coach. Er gilt als einer der wichtigsten Experten zum Thema "menschliche Wertvorstellungen" im gesamten deutschsprachigen Raum.

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