Ein Brief an mein jüngeres Ich

Hallo, schön Dir zu schreiben. Dich vor meinem inneren Auge zu sehen, in der Hoffnung, dass Du die Zeit findest, diese Zeilen in Ruhe lesen zu können. Heute schreibe ich Dir diesen Brief, damit Du – mein 40 Jahre jüngeres Ich – erfährst was aus (d)einem Leben werden könnte. Keine Angst, ich werde keinerlei Tatsachen oder konkrete Erlebnisse beschreiben. Diese Erfahrungen sollst und wirst Du selbst machen und dies ist auch gut und notwendig so.

Aber ich werde das ein oder andere aus meinem bisherigen Leben aufgreifen, reflektieren und mit meiner heutigen Lebenserfahrung ‚garnieren‘. Erfahrung ist kein Qualitätsmerkmal, es geht niemals darum, einfach nur anzuhäufen, zu sammeln und es irgendwo unachtsam abzulegen. Es geht vielmehr darum, Erfahrungen achtsam, entlang deiner Werte und voller Genuss zu machen. Erfahrungen sind deine persönliche Bibliothek, die Du über dein gesamtes Leben bestücken und anlegen wirst.

Erfahrungen und Werte werden immer da sein, latent, vorhanden aber nicht direkt sichtbar und auch nicht immer präsent. Aber sie begleiten dich dein gesamtes Leben und sind deine Ratgeber in guten wie in schlechten Zeiten. Greife auf sie zurück, lasse sie dir die Nadel in deinem Kompass sein. Sie werden dich führen, begleiten, dir klare Sicht bereiten, unterstützen, Ratgeber sein und letztendlich sicher an dein Ziel bringen.

Meine eigene bisherige Reise war rückblickend unglaublich, wunderbar, erstaunlich und auch anspruchsvoll. Würde ich sie eintauschen wollen gegen ein anderes Leben oder andere Erfahrungen, niemals! Ich habe viele Fehler gemacht, manchmal auch dieselben mehrmals, natürlich, auch dies sind Erfahrungen. Aber sie stehen exemplarisch in bester Gesellschaft neben den vielen positiven und eindrucksvollen, sie sprechen miteinander, tauschen sich aus, unterhalten sich über ihre gemeinsamen Lehren daraus. Sie kichern über die kleinen und großen Fallstricke des Lebens, aber auch über die Fettnäpfchen, die weder versteckt noch verborgen im Wege standen, sondern deutlich und unverhohlen sagten: tritt hinein.

Versuche niemals jemand Anderen für dein Leben verantwortlich zu machen, denn dies bist einzig Du allein. Du wirst es sein, der das Lenkrad fest in der Hand hält und die Richtung und die Geschwindigkeit vorgibt. Übergib niemandem jemals die Verantwortung dafür, den niemand wird dich besser verstehen und genauer wissen was Du benötigst als Du selbst.

Man sagt, dass man sein Leben nur vorwärts leben kann, aber auch nur rückblickend verstehen kann. Also lebe, als ob es kein Morgen gibt, verzeihe, liebe, entdecke, sei neugierig, hab keine Angst vor Fehler, kümmere dich nicht darum was andere vielleicht über dich denken könnten. Du wirst deine eigenen Fehler machen, also warum dann nicht gleich mit Schwung und ungebremst. Lerne daraus und lerne schnell, denn dann wirst Du dein vor dir liegendes Leben zutiefst genießen können und dich nur ab und zu schmunzelnd umdrehen und denken, es ist passiert, so what.

Zeit kommt niemals zurück und wenn sie gegangen ist, ist sie wie eine unbekannte Schöne, die Du zufällig an einer Straßenkreuzung erblickt und niemals angesprochen hast. Du wirst dich für den Rest deines Lebens daran erinnern, ärgern, zweifeln, aber was bleibt ist, dass die Gelegenheit für vorbei ist….sie wird nicht wiederkommen.

Ergreife deine Chancen, nehme deine Möglichkeiten beim Schopfe, greif zu und schmecke, probiere am Leben, an deinem Leben. Nehme keine Sekunde deines Lebens als selbstverständlich, sei achtsam und den Menschen zugewandt. Jeder Mensch hat es verdient freundlich und mit Respekt behandelt zu werden, keiner ist besser oder schlechter. Kein Mensch ist von Natur aus böse, manche tragen nur einen Rucksack mit mehrheitlich schlechten Erfahrungen mit sich herum. Helfe dabei diese gegen schönere, angenehme Erfahrungen auszutauschen. Geben ist ein elementarer Bestandteil des Lebens, andere an deinen gemachten Erfahrungen teilhaben zu lassen, sie weiterzugeben ist ein Vermächtnis. Sei die Person, die Du immer gerne selbst kennenlernen wolltest, sei stolz auf dich und auf das was du tust, sei hilfsbereit, sei für andere da. Gebe mehr als Du nimmst, wiege nicht auf, zähle nicht nach, sei großzügig, nicht kleinlich. Frage wie Du helfen kannst, wie es jemandem geht, was Du tun kannst, damit es jemandem besser geht.

Du wirst stärker dadurch in Erinnerung bleiben, was Du wirklich getan und umgesetzt hast, als das was Du tun wolltest. Setze mehr um, als dass Du nur darüber sprichst.

Wir werden uns irgendwann irgendwo wieder begegnen und dann bin ich sehr auf deine Ausführungen, Erlebnisse, Erfahrungen gespannt, wie deine Reise des Lebens verlaufen ist. An welchen Stellen die See ruhig und glatt war und in welchen Momenten die Wellen hoch und stürmisch waren. Was hat dir in diesen Momenten geholfen und wann warst Du Dir deines Weges, deiner Richtung sicher und bewusst?

Ich freue mich sehr auf diesen Moment unserer Begegnung.

„Unser Schlachtfeld liegt nicht außerhalb, sondern innerhalb von uns selbst.“

Autor*in

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Ingo Bulgrin

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