Es gibt solche Momente, in denen ich aus meinen normalen ‚Gedanken-Gänsemarsch‘ auf einmal jäh gestoppt und unterbrochen werde. Dann schaue ich gedanklich hoch, hebe meinen Kopf etwas nach oben und genieße den Moment, in dem sich dieser kleine Gedanke, mit breiten Ellenbogen Platz in meinem doch so aufgeräumten Kopf-Kino macht.
Er schafft es tatsächlich in die erste Reihe, genau dort wo doch immer die wichtigsten, größten und schwersten Gedanken stehen und selten weichen wollen. Ihr Platz scheint auch oftmals schwer genug verdient und warum diese schöne Aussicht einfach so räumen wollen, wäre ja noch schöner.
Nun ist er dort angekommen, dieser kleine Gedanke und er setzt sein verschmitztes Lächeln auf, so als ob er sagen wollte, „war doch gar nicht so schwer“. Im Vergleich zu den großen und schwergewichtigen Gedanken, die neben ihm stehen und verwundert auf ihn herabschauen, erscheint der kleine Gedanke voller positiver Energie und vorwitzig.
Es herrscht keineswegs eine Stille, wie sie ansonsten an einer morgendlichen Bushaltestelle im Berufsverkehr existiert. Eine Stille, die sich aus nichts anderem als den inneren Gedanken jedes Einzelnen speist. Nein, diese Stille hier in der ersten Reihe, spiegelt ein spannungsgeladenes Warten wider, ein rebellieren groß gegen klein, ein erstauntes „was passiert denn jetzt“.
Kein Gedanken, schon gar kein kleiner, hat es jemals gewagt so fröhlich pfeifend und leicht beschwingt sich in die erste Reihe zu mogeln. Doch nun stand er dort und genoss die Aussicht und auch etwas, die ihm ungeteilte Aufmerksamkeit der scheinbar übermächtigen großen Gedanken.
Der kleine Gedanke holte nun plötzlich tief Luft und parallel dazu hielten alle großen Gedanken erstaunt die Luft an, welch ein Schauspiel. Der kleine Gedanke dirigierte in diesem Moment wortlos die gesamte erste Reihe der großen Gedanken, ohne Dirigierstab und ohne eine laute und bedrohliche Stimme.
Ganz im Gegenteil, der kleine Gedanke stelle sich nun, mit eingezogenem Atem, auf seine Zehenspitzen und sagte: „wusstet ihr eigentlich, dass wenn was fertig wird, dies ein gutes Gefühl ist und je kleiner die Ziele sind, desto mehr wird fertig.”
Nun war es raus, einfach so, unschuldig und doch mit einer noch nie dagewesenen Relevanz, dass die großen schweren Gedanken sich gegenseitig anschauten und … sprachlos waren. Es war ausgesprochen und war nun auf dem Weg jeden großen und schweren Gedanken zu umhüllen, mit einer Leichtigkeit, die allen bisher fremd war…außer dem kleinen Gedanken.
Ein leichtes Murmeln hob an, es wurde immer deutlicher und greifbarer, bis die gesamte erste Reihe davon eingenommen war. Ein Murmel-Teppich, der sich über alles legen wollte, was sich dort befand. In diesem Moment sagte der scheinbar wichtigste, große und schwere Gedanke: „so habe ich dies noch nie gesehen und wahrscheinlich hast Du sogar recht.”
Der kleine Gedanke schaute freundlich hinauf zum scheinbar wichtigsten, großen und schwersten Gedanken und erwiderte: „es geht nicht darum, dass ich recht habe, sondern vielmehr, dass nun die großen und schweren Gedanken etwas kleiner und leichter werden und es dadurch etwas mehr Platz in der ersten Reihe geben wird…“
Eine kleine spontane Geschichte, inspiriert durch einen heutigen Beitrag hier bei LinkedIn über die “kleinen Ziele und dass dadurch umso mehr fertig wird“ und ich bitte um maximale Vergebung, ich finde den Urheber leider nicht mehr.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen eine wunderbare Aussicht und genießt die wunderbare Perspektive in der ersten Reihe.
Ingo Bulgrin – dersneakerspeaker® – 13. Juni 2021
Lieber Ingo,
vielen Dank für diesen Artikel, der ein mit Leichtigkeit behaftetes und raumöffnendes Gedankenspiel ist.
LG, Frank
Vielen Dank, lieber Frank