Ethik, Moral, Recht

Oder: Die 3 sozialen Ebenen der Wertvorstellungen. Eine Gegenüberstellung von Ethik, Moral und Recht auf Basis von universellen soziokulturellen Gesetzmäßigkeiten.

Definitionen im Sinne von kulturellen und subkulturellen Lebensgemeinschaften, basierend auf dem „EMR-Modell“ der Intuistik®.


Einleitung

Über die Begriffe Recht, Ethik und Moral kursieren sehr unterschiedliche Definitionen. Fachleute aus Politik, Wissenschaft, Theologie und dem Bürgertum sind sich hier scheinbar uneinig. Es herrschen unterschiedliche Sichtweisen, die offensichtlich zu Konflikten führen. So folgt konsensferne Orientierungslosigkeit, welche in Fehlentscheidungen und Irrtümern mündet.

Gerade in Zeiten von Wandel und Krisen erleben wir, dass 

  1. unlogische Entscheidungen getroffen werden, 
  2. sich die Gesellschaft mehr spaltet als sonst (oppositionelles Gehabe),
  3. polarisierende Gesinnungen sichtbarer werden und
  4. Räume für neues Denken entstehen.

In der Intuistik haben wir das „EMR-Modell“ geschaffen, das diese drei Begriffe definiert und abgrenzen soll. Insbesondere, um aus wertesystemischer Betrachtung eine einheitliche Logik als Grundlage zu haben, um Wertearbeit überhaupt durchführen zu können. Das EMR-Modell bezieht sich auf alle soziokulturelle und -subkulturelle Lebensgemeinschaften.

Beim Versuch, das Ganze möglichst korrekt und logisch einzuordnen, haben wir ausgiebig recherchiert und wurden bei Platon (Lektionen des Sokrates), Aristoteles (Nikomachische Ethik), Bertrand Russell, Hermann Hesse, Rudolph Steiner, Nicolai Hartmann und insbesondere bei Albert Schweitzer fündig:

„Was ist das Charakteristische der Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben? Sie ist zunächst vernunftgemäß. Sobald der Mensch den Weg des Denkens wirklich zu Ende zu gehen wagt, kann er nicht anders, als eine Verantwortung gegen alles Lebendige, das in seinen Bereich tritt, anzuerkennen und Leben erhalten und fördern als gut und Leben vernichten und schädigen als schlecht zu empfinden. Das zweite Charakteristische dieser Ethik ist, daß sie absolut ist. Sie fragt nicht, ob die Durchführung der Ehrfurcht vor dem Leben durchaus möglich ist, sondern sie gebietet einfach. Sie ist aber effektiv absolut, nicht nur durch die Art, in der sie gebietet, sondern durch das, was sie gebietet. Das dritte Charakteristische dieser Ethik ist, daß sie universalistisch ist. Sie ist nicht nur grenzenlos in der Verantwortung, die sie dem Menschen auferlegt, sondern auch ihrem Gebiete nach. Sie ist nicht nur mit dem Verhältnis des Menschen zur menschlichen Gesellschaft beschäftigt, sondern mit seinem Verhalten zu allen lebendigen Wesen.“

Albert Schweitzer (1875–1965)

Auf Basis dieser eher philosophischen und sperrigen Formulierung haben wir den Versuch gewagt, die Ethik pragmatisch zu definieren und auf gleiche Weise von Moral und Recht abzugrenzen. Ziel war, diese drei „Bereiche“ so zu beschreiben, dass sie in der Wertearbeit praktikabel verwendet werden können. Selbstverständlich wurden dabei auch die teils verschiedenartig überlieferten Weisheiten des Konfuzius und andere spirituelle und humanistische Schriften (inkl. Bibel, Talmund, Hermetik etc.) berücksichtigt. Dabei haben wir nur das sorgfältig sortiert und abgewogen, was wirksam Frieden, Freude und Wohlstand (hier: geistiger und materieller Wohlstand) eingebracht hat und auch heute noch als mustergültig (weil zeitlos) gelten kann.

In Anlehnung an die freigeistigHaltung  von Martin Luther haben wir uns zuvor erlaubt, Thesen* aufzustellen, die eine friedvolle Welt skizzieren.

* Thesen: siehe im Buch „Lasst uns über Werte reden! Wie Wandel gelingen kann.


Definition Ethik

Normen und Maximen der Lebensführung, die sich aus der Verantwortung gegenüber anderen herleiten.

Philosophie: Lehre vom sittlichen Wollen und Handeln des Menschen in verschiedenen Lebenssituationen

Exemplarisches Beispiel

Ein vielzitierter Kerngedanke der Ethik im Sinne von tugendhaften Wertvorstellungen von Immanuel Kant ist der „Kategorische Imperativ“: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Definition „Ethik“ (aus der Intuistik®)

Ethik ist, wenn die Gedanken, Handlungen und Taten einer Person oder (selten) Gruppe auf das größtmögliche Wohl möglichst aller global existierenden Individuen sowie deren Lebensräume ausgerichtet sind.

Der Zweck von Ethik: Bestmögliches Überleben für alle Individuen


Definition Moral

  • System von geschichtlich gewordenen und gesellschaftlich bedingten sittlichen Grundsätzen, Werten und Normen, von denen sich die Menschen in ihrem Verhalten zueinander leiten lassen
  • Bis zum 18. Jahrhundert: „aus einem Beispiel zu ziehende sittliche Nutzanwendung und Lehre“

Quelle: teilweise entnommen aus dwds.de am 28.11.2018

Wortherkunft Moral

Überleitung aus lateinisch „mōrālis“ = „die Sitten betreffend“, das abgeleitet ist aus lateinisch „mōs“ (Genitiv „mōris“) = „zur Regel gewordener Wille, auf innerer Gesinnung beruhende, gewohnheitsmäßige Tätigkeit, Sitte, Brauch“; etymologisch verwandt mit „Mut

Quelle: punktuell entnommen aus dwds.de (Etymologie) am 28.11.2018

Definition „Moral“ (aus der Intuistik®)

Moral ist eine subkulturelle Ethik, die auf für diese Subkultur festgelegten Tugenden und Imperative basiert. Zum Schutz des eigenen Überlebens und der gewohnten Aspekte von Lebensqualität fordert sie dazu auf, diese mit allen Mitteln zu verteidigen, auch wenn die Verteidigungshandlungen nicht den interkulturellen (globalen) ethischen Ansprüchen genügen.

Der Zweck von Moral: Bestmögliches Überleben der eigenen Kultur (Gruppe, Organisation etc.)


Definition Recht

Gesamtheit der vom Staat festgelegten Normen des menschlichen Verhaltens, Rechtsordnung 

Quelle: teilweise entnommen aus dwds.de am 28.11.2018

Wortherkunft Recht

Entspricht althochdeutsch „rehtlīh“ = „rechtsgültig, gerecht, ordnungsgemäß, rechtsfähig, durch Regel vorgeschrieben“ (8. Jh.); auch aus lateinisch „regere“ = „geraderichten, lenken, leiten, herrschen“; auch aus altirisch: „recht“ = „Ordnung, Gesetz, Recht“, aus der indoeuropäischen Wurzel „*reg̑-“ = „gerade, geraderichten, lenken, recken, strecken, aufrichten“, wozu auch altindisch „ṛ́jyati, ṛñjáti“ = „streckt sich, eilt“, „irajyáti“ = „ordnet an, lenkt“, „rā́ṭ“ = „König“ und lateinisch „rēx“ = „Lenker, König“ gehört.

Quelle: punktuell entnommen aus dwds.de (Etymologie) am 28.11.2018

Definition „Recht“ (aus der Intuistik®)

Recht ist ein staatlich (territorial kulturelles) verordnetes verbindliches System, das

  1. kulturell moralische Vorstellungen regelt und
  2. den Verlust von Moral und/oder Ethik einzelner Personen sanktioniert

Der Zweck von Recht: Bestmögliches Ausschalten des Verlustes von Moral und Ethik.


Gegenüberstellung und Einordnung

Wertvorstellungen treten in den 3 systemischen Komplexen (Ebenen) auf, welche wir wie folgt geordnet haben:

  1. ETHIK = globales Bewusstsein = Beziehungen
  2. MORAL = kulturelles oder subkulturelles Bewusstsein = Gruppenschutz
  3. RECHT = nationales / territoriales Bewusstsein = Reglementierung

Jede dieser 3 Ebenen besitzt relativ unterschiedliche Wertesysteme, die jeweils aus Werten, Tugenden, Normen und daraus resultierenden Prinzipien bestehen.

Auf einer Skala eines soziokulturellen Bewusstseins (basierend auf den zugrunde liegenden Motiv-Strukturen und dogmatischen Tugenden) ist

  • RECHT ein Teilaspekt von MORAL und
  • MORAL ein Teilaspekt von ETHIK.

Somit ist Ethik höherwertiger (weil ganzheitlicher) als Moral und Moral ist höherwertiger (weil agiler) als Recht.

Man könnte auch sagen: Recht dient der Moral und die Moral dient der Ethik. Oder: Ethik inspiriert Moral und Moral formt das Recht.

Ergo: Recht wird nur benötigt, wenn die Moral versagt und Moral wird benötigt, wenn die Ethik versagt.

Das Ganze hängt davon ab, als WER man überleben möchte: als Individuum, als Gruppe oder Organisation, als Menschheit oder als Natur (welche bekanntlich auch unsere ureigene Heimatist).


Zitate

„Die Moral, die gut genug war für unsere Väter, ist nicht gut genug für unsere Kinder.“

Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916)

Demut ist eigentlich nichts anderes als eine Vergleichung seines Wertes mit der moralischen Vollkommenheit.“

Immanuel Kant (1724–1804)

„Voraussetzung für ein moralisches Wertgefüge in einer demokratischen Gesellschaft ist, daß ethische Werte nicht autoritär festgelegt werden, auch nicht durch göttlich bestimmten Glauben, sondern durch Wissen, durch die Vernunft.“

Ulrich Wickert (geb. 1942); aus „Das Buch der Tugenden“, 1995, S. 35

„Der Zweck heiligt die Mittel“

Frei entlehnt aus der „Moraltheologie“ (1652) des Jesuitenpaters Hermann Busenbaum (1600–1668); hielt später Einzug in den Konsequentialismus

„Das Hauptproblem von Ethik und Politik besteht darin, auf irgendeine Weise die Erfordernisse des Gemeinschaftslebens mit den Wünschen und Begierden des Individuums in Einklang zu bringen.“

Bertrand Russell (1872–1970)

„Wir sind nicht für uns allein geboren.“

Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. Chr.)


Letzte Bearbeitung am 01.08.2020

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